Die steuerliche Restrukturierung internationaler Unternehmensstrukturen ist zu einem Minenfeld geworden. Während Steueroptimierung völlig legal und sinnvoll ist, lauern überall Fallen, die aus einer geplanten Ersparnis schnell eine teure Steuernachzahlung machen können.

Das Problem: Viele Berater versprechen schnelle Lösungen mit exotischen Strukturen, die bei genauerer Betrachtung als künstliche Gestaltungen entlarvt werden. Die deutschen Finanzbehörden sind hier mittlerweile sehr wachsam geworden.

Die gute Nachricht: Mit der richtigen Herangehensweise können Sie Ihre Steuerbelastung erheblich reduzieren – und zwar vollkommen rechtssicher innerhalb der EU.

In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie eine internationale Struktur aufbauen, die auch der schärfsten Prüfung standhält. Sie erfahren, welche Substanzanforderungen Sie erfüllen müssen, wie Sie künstliche Gestaltungen von vornherein vermeiden und warum Zypern als EU-Standort besonders attraktiv ist.

Das Ziel: Eine Steuerstruktur, die nicht nur heute funktioniert, sondern auch in zehn Jahren noch Bestand hat.

Was sind künstliche Gestaltungen und warum sind sie gefährlich?

Künstliche Gestaltungen sind nach § 42 der Abgabenordnung (AO) rechtliche Konstruktionen, die ausschließlich oder überwiegend darauf ausgerichtet sind, Steuern zu vermeiden, ohne dass hierfür außersteuerliche Gründe vorliegen.

Der Bundesfinanzhof (BFH) hat in seinem Urteil vom 28. April 2021 (Az. I R 48/18) die Kriterien für künstliche Gestaltungen weiter präzisiert. Entscheidend ist nicht nur die Motivation, sondern auch die wirtschaftliche Substanz der Struktur.

Typische Merkmale künstlicher Gestaltungen:

  • Fehlende wirtschaftliche Substanz am Standort
  • Keine echte Geschäftstätigkeit vor Ort
  • Briefkastenfirmen ohne Personal oder Büroräume
  • Gestaltungen, die nur auf dem Papier existieren
  • Strukturen ohne nachvollziehbaren Geschäftszweck

Ein konkretes Beispiel: Sie gründen eine Gesellschaft in einem Niedrigsteuerland, aber die gesamte Geschäftstätigkeit findet weiterhin in Deutschland statt. Die Geschäftsführung erfolgt von Deutschland aus, alle Entscheidungen werden hier getroffen, und es gibt keine echten Mitarbeiter im Ausland.

Solche Strukturen fallen unter die Missbrauchsregelung des § 42 AO. Die Folgen sind drastisch: Steuernachzahlungen, Zinsen und im schlimmsten Fall sogar Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung.

Die deutschen Finanzbehörden haben ihre Prüfungstätigkeit in diesem Bereich deutlich verstärkt.

Besonders im Fokus stehen dabei:

  • Digitale Dienstleister mit ausländischen Strukturen
  • Beratungsunternehmen und Coaches
  • E-Commerce-Unternehmen
  • Software- und IT-Dienstleister

Die Rechtsprechung zeigt deutlich: Reine Steuermotive reichen nicht aus, um eine internationale Struktur zu rechtfertigen. Es müssen immer auch substanzielle außersteuerliche Gründe vorliegen.

Die 5 Säulen einer steuerkonformen internationalen Struktur

Eine rechtssichere internationale Struktur ruht auf fünf stabilen Säulen. Nur wenn alle Bereiche ordnungsgemäß umgesetzt werden, können Sie sicher sein, dass Ihre Gestaltung auch vor den deutschen Finanzbehörden Bestand hat.

1. Wirtschaftliche Substanz

Die wirtschaftliche Substanz ist das Fundament jeder steuerkonformen Struktur. Sie müssen nachweisen können, dass Ihr Unternehmen tatsächlich dort geschäftlich aktiv ist, wo es steuerlich ansässig ist.

Konkret bedeutet das: Mindestens 75% der wertschöpfenden Tätigkeiten müssen am Standort der Gesellschaft stattfinden. Wenn Sie als Berater tätig sind, müssen die Beratungsleistungen also überwiegend vom ausländischen Standort aus erbracht werden.

2. Geschäftsführung und Kontrolle

Der Ort der tatsächlichen Geschäftsführung bestimmt die steuerliche Ansässigkeit Ihres Unternehmens. Die wichtigsten Entscheidungen müssen am Gesellschaftsstandort getroffen werden.

Das umfasst strategische Entscheidungen, Personalentscheidungen, Vertragsabschlüsse und die laufende operative Steuerung. Vorstandssitzungen und Gesellschafterversammlungen sollten grundsätzlich am Gesellschaftsstandort stattfinden.

3. Personal vor Ort

Eine substanzielle Struktur benötigt qualifiziertes Personal am Standort. Als Faustregel gilt: Mindestens eine Vollzeitkraft pro 500.000 Euro Jahresumsatz.

Dieses Personal muss echte Aufgaben wahrnehmen und darf nicht nur pro forma angestellt sein. Die Mitarbeiter sollten fachlich qualifiziert sein und tatsächlich zur Wertschöpfung beitragen.

4. Büroräume und Infrastruktur

Ihre Gesellschaft benötigt angemessene Büroräume, die der Geschäftstätigkeit entsprechen. Ein virtuelles Büro oder eine reine Postanschrift reicht nicht aus.

Die Räume müssen ausreichend groß sein für die vor Ort tätigen Mitarbeiter und mit der notwendigen technischen Ausstattung versehen sein. Bei digitalen Dienstleistern gehören dazu leistungsfähige IT-Systeme und Internetanbindung.

5. Echte Geschäftstätigkeit

Die Gesellschaft muss eine echte, eigenständige Geschäftstätigkeit ausüben. Sie darf nicht nur als Durchleitungsgesellschaft fungieren oder ausschließlich passive Einkünfte erzielen.

Bei Dienstleistungsunternehmen bedeutet das: Die Leistungen müssen vor Ort erbracht werden, Kundenkontakte müssen vom ausländischen Standort aus gepflegt werden, und die Rechnungsstellung sollte ebenfalls von dort erfolgen.

Diese fünf Säulen sind keine starren Vorgaben, sondern müssen an Ihre individuelle Situation angepasst werden. Ein IT-Dienstleister hat andere Anforderungen als ein Beratungsunternehmen oder ein E-Commerce-Händler.

Wichtig ist die Gesamtbetrachtung: Alle fünf Bereiche müssen zusammenpassen und ein stimmiges Bild ergeben. Eine schwache Säule kann oft durch besondere Stärken in anderen Bereichen kompensiert werden.

Zypern als EU-konformer Standort – Praktische Umsetzung

Körperschaftsteuer und Non-Dom-Status

Zypern bietet mit 12,5% Körperschaftsteuer einen der niedrigsten Steuersätze innerhalb der EU. Doch das allein macht den Standort noch nicht attraktiv – entscheidend sind die praktischen Möglichkeiten der Umsetzung.

Der besondere Vorteil: Der Non-Dom-Status ermöglicht es natürlichen Personen, 17 Jahre lang keine Steuern auf Dividenden, Zinsen und andere passive Einkünfte zu zahlen, sofern diese nicht aus zypriotischen Quellen stammen.

Für Sie als Unternehmer bedeutet das konkret: Sie zahlen auf Unternehmensebene 12,5% Körperschaftsteuer und können die Gewinne danach steuerfrei an sich ausschütten – ein effektiver Steuersatz von 12,5% auf Ihre gesamten Unternehmenseinkünfte.

Zum Vergleich: In Deutschland würden Sie bei einem Gewinn von 100.000 Euro etwa 30.000 Euro Steuern zahlen (Körperschaftsteuer plus Abgeltungsteuer auf Dividenden). In Zypern sind es nur 12.500 Euro – eine Ersparnis von 17.500 Euro jährlich.

Wichtige Voraussetzung: Sie müssen mindestens 60 Tage pro Jahr in Zypern verbringen und dürfen nicht mehr als 183 Tage in einem anderen Land steuerlich ansässig sein.

Substanzanforderungen in der Praxis

Zypern hat als Reaktion auf internationale Kritik die Substanzanforderungen verschärft. Seit 2019 müssen Unternehmen nachweisen, dass sie tatsächlich auf der Insel geschäftlich aktiv sind.

Die zypriotischen Behörden verlangen konkret:

  • Mindestens einen qualifizierten Mitarbeiter in Vollzeit
  • Angemessene Büroräume (nicht nur eine Postanschrift)
  • Nachweisbare Geschäftstätigkeit vor Ort
  • Ausreichende operative Ausgaben im Verhältnis zum Umsatz

Als Richtwert gelten operative Kosten von mindestens 25.000 Euro pro Jahr für kleinere Unternehmen. Bei größeren Strukturen sollten die lokalen Kosten mindestens 2% des Jahresumsatzes betragen.

Die gute Nachricht: Diese Anforderungen sind durchaus realistisch erfüllbar. Die Kosten für einen qualifizierten Mitarbeiter liegen in Zypern bei etwa 25.000-35.000 Euro jährlich, Büroräume kosten je nach Lage zwischen 300-800 Euro pro Monat.

Praktische Umsetzung für digitale Dienstleister: Ihr zypriotischer Mitarbeiter kann Aufgaben wie Kundenbetreuung, Projektmanagement oder technischen Support übernehmen. Wichtig ist, dass echte Wertschöpfung stattfindet.

Fallbeispiel: Digitaler Dienstleister

Schauen wir uns ein konkretes Beispiel an: Sarah, 36, führt ein erfolgreiches Online-Marketing-Unternehmen mit 200.000 Euro Jahresgewinn.

Deutsche Struktur:

  • Körperschaftsteuer: ca. 30.000 Euro
  • Abgeltungsteuer auf Dividenden: ca. 21.000 Euro
  • Gesamtsteuerbelastung: 51.000 Euro
  • Netto verfügbar: 149.000 Euro

Zypriotische Struktur:

  • Körperschaftsteuer (12,5%): 25.000 Euro
  • Dividendensteuer (Non-Dom): 0 Euro
  • Operative Kosten Zypern: 35.000 Euro
  • Gesamtkosten: 60.000 Euro
  • Netto verfügbar: 140.000 Euro

Obwohl die operative Umsetzung Kosten verursacht, spart Sarah im ersten Jahr bereits 9.000 Euro. In den Folgejahren steigt die Ersparnis deutlich, da die operativen Kosten konstant bleiben, während der Gewinn wächst.

Sarah verbringt 4 Monate pro Jahr in Zypern und führt von dort aus ihre wichtigsten Kundenprojekte. Ihr zypriotischer Mitarbeiter übernimmt die technische Umsetzung und den Kundensupport.

Die Struktur ist vollkommen rechtssicher, da alle Substanzanforderungen erfüllt sind: echte Geschäftstätigkeit vor Ort, qualifiziertes Personal und angemessene Infrastruktur.

Schritt-für-Schritt Anleitung zur rechtskonformen Restrukturierung

Vorbereitung und Analyse

Schritt 1: Ist-Analyse Ihrer aktuellen Struktur

Bevor Sie eine internationale Struktur aufbauen, müssen Sie Ihre aktuelle Situation gründlich analysieren. Dokumentieren Sie alle Geschäftsprozesse, Umsatzströme und steuerlichen Belastungen.

Wichtige Fragen dabei:

  • Wo findet Ihre Wertschöpfung tatsächlich statt?
  • Welche Tätigkeiten können Sie verlagern, ohne die Geschäftstätigkeit zu beeinträchtigen?
  • Wie viel Zeit können Sie realistisch im Ausland verbringen?
  • Welche Steuerersparnis ist bei realistischen Kosten erreichbar?

Schritt 2: Standortwahl und Strukturplanung

Die Wahl des richtigen Standorts hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Zypern eignet sich besonders für digitale Dienstleister, Berater und E-Commerce-Unternehmen.

Andere EU-Standorte wie Malta (5% Körperschaftsteuer bei bestimmten Strukturen) oder Irland (12,5% Körperschaftsteuer) können je nach Geschäftsmodell ebenfalls interessant sein.

Erstellen Sie einen detaillierten Businessplan für die ausländische Gesellschaft. Dieser sollte realistische Umsatz- und Kostenprojektionen für die ersten drei Jahre enthalten.

Schritt 3: Rechtliche und steuerliche Vorabklärung

Lassen Sie Ihre geplante Struktur vorab von einem erfahrenen Steuerberater prüfen. Dieser sollte sowohl im deutschen als auch im ausländischen Steuerrecht versiert sein.

Klären Sie dabei unbedingt:

  • Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und dem Zielland
  • Hinzurechnungsbesteuerung nach dem Außensteuergesetz
  • Wegzugsbesteuerung bei Verlagerung von Wirtschaftsgütern
  • Laufende Melde- und Dokumentationspflichten

Gründung und Setup

Schritt 4: Gesellschaftsgründung

Die Gründung einer zypriotischen Limited dauert etwa 2-3 Wochen. Sie benötigen mindestens einen lokalen Direktor und einen Company Secretary.

Wichtige Gründungsschritte:

  • Reservierung des Firmennamens
  • Erstellung der Gründungsunterlagen (Memorandum und Articles of Association)
  • Einzahlung des Mindestkapitals (1.000 Euro)
  • Registrierung beim Companies House
  • Beantragung der Steuernummer

Schritt 5: Infrastruktur aufbauen

Parallel zur Gründung müssen Sie die operative Infrastruktur aufbauen:

Büroräume: Mieten Sie angemessene Geschäftsräume. Für kleinere Unternehmen reichen 30-50 Quadratmeter, wichtig ist eine repräsentative Lage und vollständige Ausstattung.

Personal: Stellen Sie qualifizierte Mitarbeiter ein. Nutzen Sie lokale Recruitingagenturen oder Online-Plattformen wie LinkedIn. Wichtig: Die Mitarbeiter müssen tatsächlich vor Ort arbeiten und echte Aufgaben übernehmen.

IT-Infrastruktur: Richten Sie lokale IT-Systeme ein. Dazu gehören lokale Telefonnummern, E-Mail-Adressen mit zypriotischer Domain und wenn nötig eigenständige Software-Lizenzen.

Schritt 6: Bankkonten und Zahlungsverkehr

Eröffnen Sie Geschäftskonten bei zypriotischen Banken. Die Bank of Cyprus und die Hellenic Bank sind die größten lokalen Institute.

Für internationale Unternehmen eignen sich oft auch europäische Banken mit Niederlassungen in Zypern, wie die Alpha Bank oder die Eurobank.

Richten Sie den Zahlungsverkehr so ein, dass alle Geschäftstransaktionen über die zypriotischen Konten laufen. Das stärkt die wirtschaftliche Substanz Ihrer Struktur.

Laufende Compliance

Schritt 7: Verlagerung der Geschäftstätigkeit

Die schrittweise Verlagerung Ihrer Geschäftstätigkeit ist der kritischste Teil des Prozesses. Überstürzen Sie nichts – eine zu schnelle Verlagerung kann als künstliche Gestaltung interpretiert werden.

Empfohlenes Vorgehen:

Monat 1-3: Aufbau der Infrastruktur, Einstellung von Personal, erste Testprojekte

Monat 4-6: Schrittweise Verlagerung von Kundenprojekten, Aufbau lokaler Geschäftsbeziehungen

Monat 7-12: Vollständige operative Verlagerung, Aufbau eigenständiger lokaler Geschäftstätigkeit

Schritt 8: Dokumentation und Nachweis

Dokumentieren Sie alle Schritte ausführlich. Diese Dokumentation ist entscheidend, falls die deutsche Finanzverwaltung Ihre Struktur prüft.

Führen Sie detaillierte Aufzeichnungen über:

  • Aufenthaltszeiten in Zypern (Flugtickets, Hotelrechnungen)
  • Geschäftstätigkeiten vor Ort (Termine, Verträge, Protokolle)
  • Personalkosten und tatsächlich geleistete Arbeit
  • Operative Ausgaben und deren Geschäftsbezug

Schritt 9: Steuerliche Anmeldungen

Melden Sie Ihre neue Struktur ordnungsgemäß bei den deutschen Behörden an. Dazu gehören die Anmeldung der Beteiligung an einer ausländischen Gesellschaft und gegebenenfalls die Beantragung einer Ansässigkeitsbescheinigung.

Vergessen Sie nicht die laufenden Meldepflichten: Jahresabschlüsse, Steuererklärungen und Meldungen nach dem Außensteuergesetz.

Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden

Auch bei sorgfältiger Planung passieren immer wieder typische Fehler, die eine ansonsten solide Struktur gefährden können. Hier die häufigsten Stolperfallen und wie Sie sie umgehen:

Fehler 1: Briefkastenfirmen ohne echte Substanz

Viele Unternehmer unterschätzen die Substanzanforderungen. Eine Gesellschaft mit nur virtueller Adresse und externem Company Secretary reicht bei weitem nicht aus.

Lösung: Investieren Sie von Anfang an in echte Substanz. Die Kosten für ordentliche Büroräume und qualifiziertes Personal sind deutlich geringer als die Risiken einer fehlerhaften Struktur.

Fehler 2: Unzureichende Dokumentation der Geschäftstätigkeit

Viele Unternehmer führen ihre Geschäfte weiter wie bisher und versäumen es, die verlagerten Tätigkeiten ordentlich zu dokumentieren.

Lösung: Führen Sie ein detailliertes Geschäftstagebuch. Dokumentieren Sie alle Meetings, Kundenbesuche und Geschäftsentscheidungen, die in Zypern getroffen werden.

Fehler 3: Zu geringe Aufenthaltszeiten im Ausland

Für den Non-Dom-Status in Zypern müssen Sie mindestens 60 Tage pro Jahr vor Ort verbringen. Viele unterschätzen diese Anforderung oder dokumentieren ihre Aufenthalte nicht ausreichend.

Lösung: Planen Sie Ihre Aufenthalte im Voraus und dokumentieren Sie diese lückenlos. Nutzen Sie die Zeit produktiv für Geschäftstermine und Netzwerkaufbau.

Fehler 4: Vernachlässigung der deutschen Meldepflichten

Die Verlagerung ins Ausland entbindet Sie nicht von deutschen Meldepflichten. Im Gegenteil – die Dokumentationsanforderungen steigen sogar.

Lösung: Arbeiten Sie eng mit einem deutschen Steuerberater zusammen, der Erfahrung mit internationalen Strukturen hat. Versäumen Sie keine Fristen bei Meldungen nach dem Außensteuergesetz.

Fehler 5: Unrealistische Gewinnaufteilung zwischen den Gesellschaften

Wenn Sie Ihre deutsche Gesellschaft beibehalten und eine ausländische Tochtergesellschaft gründen, müssen die Gewinne angemessen aufgeteilt werden. Verrechnen Sie nicht alle Gewinne ins Ausland, wenn die Wertschöpfung weiterhin in Deutschland stattfindet.

Lösung: Orientieren Sie sich an marktüblichen Verrechnungspreisen. Beauftragen Sie bei größeren Strukturen einen Experten für internationale Verrechnungspreise.

Fehler 6: Missachtung der Hinzurechnungsbesteuerung

Das deutsche Außensteuergesetz sieht eine Hinzurechnungsbesteuerung vor, wenn bestimmte passive Einkünfte in Niedrigsteuerländern erzielt werden.

Lösung: Stellen Sie sicher, dass Ihre ausländische Gesellschaft echte aktive Geschäftstätigkeit ausübt. Reine Kapitalerträge oder Lizenzgeschäfte können problematisch sein.

Compliance und laufende Überwachung

Eine internationale Steuerstruktur ist keine einmalige Gestaltung, sondern erfordert kontinuierliche Pflege und Überwachung. Die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen ändern sich ständig.

Jährliche Compliance-Checkliste:

  • Überprüfung der Substanzanforderungen
  • Dokumentation der Geschäftstätigkeit vor Ort
  • Nachweis ausreichender Aufenthaltszeiten
  • Aktualisierung der Verrechnungspreisdokumentation
  • Prüfung neuer gesetzlicher Bestimmungen

Dokumentationspflichten:

Führen Sie eine vollständige Dokumentation über alle geschäftsrelevanten Aktivitäten. Dazu gehören Verträge, Rechnungen, Reiseunterlagen, Protokolle von Geschäftstreffen und Nachweise über die lokale Präsenz.

Diese Dokumentation sollte jederzeit prüfungsbereit sein. Die deutschen Finanzbehörden können auch Jahre später noch Nachweise verlangen.

Regelmäßige Reviews:

Lassen Sie Ihre Struktur mindestens einmal jährlich von einem erfahrenen Steuerberater überprüfen. Gesetzliche Änderungen, neue Rechtsprechung oder veränderte Geschäftsmodelle können Anpassungen erforderlich machen.

Besonders wichtig sind Reviews nach größeren Geschäftsveränderungen wie Akquisitionen, neuen Geschäftsbereichen oder signifikanten Umsatzsteigerungen.

Notfallplanung:

Entwickeln Sie Pläne für verschiedene Szenarien: Was passiert bei einer Betriebsprüfung? Wie reagieren Sie auf Gesetzesänderungen? Welche Alternativstrukturen gibt es?

Eine durchdachte Notfallplanung gibt Ihnen Sicherheit und zeigt den Behörden, dass Sie Ihre Struktur seriös und langfristig betreiben.

Fazit

Eine rechtskonforme internationale Steuerstruktur erfordert sorgfältige Planung, substantielle Investitionen und kontinuierliche Pflege. Doch bei ordnungsgemäßer Umsetzung bietet sie erhebliche Steuervorteile bei vollständiger Rechtssicherheit.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der echten wirtschaftlichen Substanz: Investieren Sie in qualifiziertes Personal, angemessene Infrastruktur und echte Geschäftstätigkeit vor Ort. Nur so schaffen Sie eine Struktur, die auch in zehn Jahren noch Bestand hat.

Zypern bietet als EU-Mitgliedsstaat ideale Bedingungen für diese Art der Strukturierung. Mit 12,5% Körperschaftsteuer und dem Non-Dom-Status erreichen Sie eine effektive Steuerbelastung, die weit unter deutschen Sätzen liegt – bei vollständiger Rechtssicherheit innerhalb der EU.

Häufig gestellte Fragen

Wie viel Zeit muss ich mindestens in Zypern verbringen?

Für den Non-Dom-Status müssen Sie mindestens 60 Tage pro Jahr in Zypern verbringen und dürfen gleichzeitig nicht mehr als 183 Tage in einem anderen Land steuerlich ansässig sein. Diese Aufenthalte müssen dokumentiert werden.

Welche Kosten entstehen für eine substanzielle zypriotische Struktur?

Rechnen Sie mit etwa 40.000-60.000 Euro jährlichen operativen Kosten für eine kleinere Struktur. Dazu gehören Personalkosten (25.000-35.000 Euro), Büromiete (4.000-10.000 Euro), professionelle Dienstleistungen und laufende Compliance-Kosten.

Was passiert bei einer deutschen Betriebsprüfung?

Bei ordnungsgemäßer Dokumentation und echter Substanz vor Ort sollten Sie keine Probleme haben. Wichtig ist eine lückenlose Dokumentation aller Geschäftstätigkeiten, Aufenthalte und Entscheidungsprozesse in Zypern.

Kann ich meine deutsche Gesellschaft parallel weiterbetreiben?

Ja, aber Sie müssen sicherstellen, dass die Gewinnaufteilung zwischen deutscher und zypriotischer Gesellschaft den tatsächlichen Wertschöpfungsbeiträgen entspricht. Verrechnen Sie nicht alle Gewinne ins Ausland, wenn die Wertschöpfung weiterhin in Deutschland stattfindet.

Welche Branchen eignen sich besonders für zypriotische Strukturen?

Besonders geeignet sind ortsunabhängige Dienstleistungen wie Online-Marketing, IT-Services, Beratung, E-Commerce und digitale Produktentwicklung. Wichtig ist, dass die Leistungen tatsächlich von Zypern aus erbracht werden können.

Wie lange dauert der komplette Aufbau einer zypriotischen Struktur?

Planen Sie etwa 6-12 Monate für den vollständigen Aufbau. Die Gesellschaftsgründung dauert 2-3 Wochen, aber der Aufbau echter Substanz mit Personal, Büroräumen und operativer Geschäftstätigkeit benötigt deutlich mehr Zeit.

Muss ich meine deutsche Steuerberatung wechseln?

Nicht zwingend, aber Ihr deutscher Steuerberater sollte Erfahrung mit internationalen Strukturen haben. Zusätzlich benötigen Sie lokale Beratung in Zypern für die laufende Compliance vor Ort.

Welche Risiken gibt es bei fehlerhafter Umsetzung?

Bei künstlichen Gestaltungen drohen Steuernachzahlungen, Zinsen und im schlimmsten Fall Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung. Daher ist eine sorgfältige Planung und Umsetzung mit erfahrenen Beratern unerlässlich.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert