Das Zypern-Modell für Handelsbetriebe: Eine Einführung

Für deutsche Handelsbetriebe und E-Commerce-Unternehmen eröffnet das Zypern-Modell bemerkenswerte Möglichkeiten der Steueroptimierung innerhalb der EU. Mit einem Körperschaftsteuersatz von 12,5% und speziellen Regelungen für internationale Handelsgeschäfte positioniert sich Zypern als attraktiver Standort für Unternehmen mit grenzüberschreitenden Aktivitäten.

Das Besondere am zypriotischen System liegt in der Kombination aus niedrigen Steuersätzen und einer handelsfreundlichen Gesetzgebung. Die Cyprus International Business Entities (IBE) bieten zusätzliche Flexibilität für internationale Handelsstrukturen, während gleichzeitig alle EU-Compliance-Anforderungen erfüllt werden.

In den letzten Jahren haben sich zahlreiche internationale Handelsunternehmen für Zypern als Standort entschieden. Diese Entwicklung spiegelt die wachsende Attraktivität des Standorts wider.

Für E-Commerce-Unternehmen ist besonders relevant, dass Zypern als vollwertiger EU-Mitgliedstaat den uneingeschränkten Zugang zum europäischen Binnenmarkt gewährleistet. Dies bedeutet keine Zollbarrieren, vereinfachte Mehrwertsteuer-Abwicklung und die Möglichkeit, EU-weit ohne zusätzliche Handelsregistrierungen tätig zu werden.

Die steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten gehen dabei weit über den reinen Körperschaftsteuersatz hinaus. Durch geschickte Strukturierung können Handelsbetriebe von Lizenzgebühren-Regelungen, Holding-Privilegien und dem bereits erwähnten Non-Dom-Status profitieren.

Rechtlicher Rahmen und EU-Konformität für Handelsunternehmen

Der rechtliche Rahmen für Handelsbetriebe in Zypern basiert auf dem Companies Law (Cap. 113) und wurde zuletzt überarbeitet, um den EU-Anforderungen der Anti-Tax Avoidance Directive (ATAD) zu entsprechen. Diese Anpassungen stärken die Position zypriotischer Handelsstrukturen gegenüber deutschen Finanzbehörden erheblich.

Zentrale Rechtsformen für Handelsbetriebe sind die Private Limited Company und die Cyprus International Business Entity (IBE). Beide Formen bieten Rechtssicherheit und werden von deutschen Behörden als reguläre EU-Gesellschaften anerkannt.

EU-Richtlinien und deren Umsetzung

Zypern hat alle relevanten EU-Richtlinien für den Handel implementiert. Die EU-Mehrwertsteuer-Richtlinie wird durch das VAT Law umgesetzt, wodurch E-Commerce-Unternehmen von vereinfachten OSS-Verfahren (One Stop Shop) profitieren können.

Die Umsetzung der EU-Geldwäsche-Richtlinien erfolgt durch das Prevention of Money Laundering Law, das zuletzt verschärft wurde. Handelsunternehmen müssen detaillierte Aufzeichnungen über Geschäftstransaktionen führen, was jedoch durch moderne Compliance-Software erheblich vereinfacht wird.

Besonders relevant für deutsche Unternehmer ist die Anwendung der EU-Niederlassungsfreiheit. Dies bedeutet, dass zypriotische Handelsgesellschaften in Deutschland ohne zusätzliche Genehmigungen geschäftlich tätig werden können – ein entscheidender Vorteil gegenüber außereuropäischen Strukturen.

Die Cyprus Securities and Exchange Commission (CySEC) überwacht zudem die Einhaltung der EU-Standards und trägt damit zur internationalen Anerkennung zypriotischer Handelsstrukturen bei.

Steuervorteile für E-Commerce und Handel in Zypern

Die steuerlichen Vorteile für Handelsbetriebe in Zypern gehen weit über den oft zitierten Körperschaftsteuersatz von 12,5% hinaus. Für E-Commerce-Unternehmen und internationale Händler ergeben sich spezifische Optimierungsmöglichkeiten, die bei korrekter Anwendung zu erheblichen Einsparungen führen können.

Körperschaftsteuer und Gewinnverteilung

Der Körperschaftsteuersatz von 12,5% gilt für alle Gewinne aus Handelsaktivitäten. Dabei werden Lizenzgebühren aus geistigem Eigentum unter bestimmten Voraussetzungen begünstigt besteuert – ein entscheidender Vorteil für E-Commerce-Unternehmen mit eigenen Marken oder Software-Komponenten.

Dividendenausschüttungen an Gesellschafter unterliegen im Regelfall keiner Quellensteuer in Zypern. In Kombination mit dem Non-Dom-Status können deutsche Unternehmer ihre Dividendenerträge für einen längeren Zeitraum steuerfrei vereinnahmen – vorausgesetzt, sie verlegen ihren steuerlichen Wohnsitz nach Zypern.

Zypern liegt in puncto durchschnittlicher Steuerbelastung für internationale Handelsunternehmen unter dem EU-Durchschnitt.

Mehrwertsteuer-Optimierung im E-Commerce

Für E-Commerce-Unternehmen bietet Zypern durch die EU-Mitgliedschaft Zugang zu effizienten Mehrwertsteuer-Verfahren. Das One-Stop-Shop-System (OSS) ermöglicht die zentrale Abwicklung der Mehrwertsteuer für alle EU-Verkäufe über eine einzige Anmeldung in Zypern.

Bei innergemeinschaftlichen Lieferungen an andere EU-Unternehmen fällt keine zypriotische Mehrwertsteuer an. Dies vereinfacht die Abwicklung von B2B-Handelsgeschäften erheblich und reduziert den Verwaltungsaufwand.

Besonders vorteilhaft ist die zypriotische Regelung für digitale Dienstleistungen: Software-Lizenzen, digitale Inhalte und Online-Services unterliegen bei Verkauf an Nicht-EU-Kunden keiner zypriotischen Mehrwertsteuer.

Internationale Doppelbesteuerungsabkommen

Zypern unterhält Doppelbesteuerungsabkommen mit vielen Ländern, darunter auch Deutschland. Dies sorgt für Rechtssicherheit bei grenzüberschreitenden Aktivitäten.

Für Handelsunternehmen besonders relevant ist die Quellensteuer-Befreiung für Zinsen und Lizenzgebühren innerhalb der EU durch die entsprechenden EU-Richtlinien. Dies ermöglicht effiziente Finanzierungsstrukturen für internationale Expansionen.

Praktische Umsetzung: Aufbau von Handelsstrukturen

Der Aufbau einer zypriotischen Handelsstruktur erfordert strategische Planung und präzise Umsetzung. Erfolgreiche Implementierungen folgen bewährten Mustern, die sowohl steuerliche Effizienz als auch Compliance-Sicherheit gewährleisten.

Gesellschaftsgründung und Kapitalisierung

Die Gründung einer Cyprus Private Limited Company dauert typischerweise wenige Werktage. Das Mindestkapital ist gering, jedoch empfehlen Experten für Handelsunternehmen eine angemessene Kapitalisierung, um Substanzanforderungen zu erfüllen.

Für E-Commerce-Unternehmen hat sich die Struktur mit separaten Gesellschaften für Handel und geistiges Eigentum bewährt. Die Handelsgesellschaft führt die operativen Geschäfte durch, während eine zweite Gesellschaft Markenrechte und Software-Lizenzen hält.

Die Registrierung bei den zypriotischen Behörden erfolgt digital und erfordert gängige Unterlagen wie Gesellschaftsvertrag, Geschäftsführernachweis und Anti-Geldwäsche-Compliance-Erklärung.

Operative Infrastruktur

Substanzanforderungen verlangen eine echte Geschäftstätigkeit in Zypern. Für Handelsunternehmen bedeutet dies typischerweise ein lokales Büro, zypriotische Geschäftsführung und dokumentierte Entscheidungsprozesse vor Ort.

Viele deutsche Unternehmer nutzen Service-Provider, die komplette Office-Lösungen anbieten. Diese umfassen Büroräume, lokale Geschäftsführung und administrative Unterstützung.

Die IT-Infrastruktur kann problemlos in Deutschland verbleiben, solange die strategischen Entscheidungen in Zypern getroffen werden. Cloud-basierte Systeme ermöglichen eine nahtlose Integration zwischen deutschen und zypriotischen Standorten.

Banking und Zahlungsverkehr

Zypriotische Banken bieten spezialisierte Lösungen für internationale Handelsunternehmen. Die Kontoeröffnung dauert in der Regel zwei bis vier Wochen und erfordert einen persönlichen Termin in Zypern.

Für E-Commerce-Unternehmen sind Multi-Currency-Konten besonders relevant. Diese ermöglichen die direkte Abwicklung von Geschäften in verschiedenen Währungen ohne zusätzliche Wechselkursrisiken.

Payment-Service-Provider wie Stripe oder PayPal akzeptieren zypriotische Unternehmen, was die Integration in bestehende E-Commerce-Systeme vereinfacht.

Spezifische Vorteile nach Geschäftsmodell

Verschiedene Handelsmodelle profitieren unterschiedlich stark vom Zypern-Modell. Die optimale Strukturierung hängt vom spezifischen Geschäftsmodell, der Zielmarkt-Ausrichtung und den geplanten Expansion-Strategien ab.

Dropshipping und Fulfillment by Amazon

Dropshipping-Unternehmen profitieren besonders von der EU-weiten Mehrwertsteuer-Vereinfachung. Durch die OSS-Registrierung in Zypern können Verkäufe in alle EU-Länder über eine zentrale Stelle abgewickelt werden.

FBA-Seller (Fulfillment by Amazon) können ihre gesamte EU-Geschäftstätigkeit über eine zypriotische Gesellschaft strukturieren. Amazon akzeptiert zypriotische Unternehmen in allen europäischen Marktplätzen.

Die niedrige Körperschaftsteuer ist besonders vorteilhaft bei hohen Margen: Bei einem Dropshipping-Geschäft mit 500.000 Euro Jahresgewinn ergeben sich Steuerersparnisse von mehreren zehntausend Euro jährlich gegenüber Deutschland.

Großhandel und B2B-Distribution

B2B-Großhändler profitieren von der Mehrwertsteuer-Befreiung bei innergemeinschaftlichen Lieferungen. Dies vereinfacht die Abwicklung mit europäischen Geschäftskunden erheblich und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit.

Internationale Handelsfinanzierung wird durch das entwickelte Bankensystem und bestehende Handelsfinanzierungs-Instrumente unterstützt. Zypriotische Banken bieten spezialisierte Lösungen für Importfinanzierung und Dokumentenakkreditive.

Die strategische Lage Zyperns zwischen Europa, Asien und Afrika macht es zu einem geeigneten Hub für Drei-Kontinente-Handel. Viele Großhändler nutzen Zypern als Drehscheibe für Geschäfte mit dem Nahen Osten und Nordafrika.

Digitale Produkte und Software-Handel

Unternehmen, die digitale Produkte verkaufen, können steuerliche Begünstigungen für geistiges Eigentum optimal nutzen. Durch die Trennung von Handels- und IP-Holding-Gesellschaft werden Software-Lizenzen, E-Books oder Online-Kurse steueroptimiert strukturiert.

SaaS-Unternehmen profitieren zusätzlich von der EU-weiten Rechtssicherheit für Datenverarbeitung und -übertragung. DSGVO-Compliance ist durch die EU-Mitgliedschaft automatisch gewährleistet.

Subscription-basierte Geschäftsmodelle können durch zypriotische Strukturen ihre wiederkehrenden Einnahmen mit nur 12,5% Körperschaftsteuer optimieren – ein entscheidender Vorteil bei skalierbaren digitalen Geschäftsmodellen.

Substanzanforderungen und Compliance-Pflichten

Die EU-Anti-Tax-Avoidance-Directive (ATAD) und deutsche Hinzurechnungsbesteuerung verlangen echte Geschäftstätigkeit in Zypern. Erfolgreiche Strukturen erfüllen diese Anforderungen durch strategische Planung und dokumentierte Substanz.

Economic Substance Requirements

Es gelten verschärfte Substanzanforderungen für alle zypriotischen Handelsunternehmen. Kerngeschäftstätigkeiten müssen nachweislich in Zypern ausgeübt werden, dokumentiert durch Geschäftsführersitzungen, lokale Entscheidungsprozesse und angemessene personelle Ausstattung.

Für Handelsunternehmen bedeutet dies konkret: mindestens ein qualifizierter Geschäftsführer mit Wohnsitz in Zypern, regelmäßige Board-Meetings vor Ort und dokumentierte Entscheidungsfindung bei wichtigen Geschäftstransaktionen.

Die zypriotische Steuerbehörde prüft diese Anforderungen verstärkt. In den vergangenen Jahren wurden immer mehr internationale Unternehmen einer Substanzprüfung unterzogen.

Dokumentation und Nachweis

Erfolgreiche Substanz-Nachweise erfordern umfassende Dokumentation. Dazu gehören Geschäftsführerverträge, Büromietverträge, lokale Serviceverträge und detaillierte Minutes der Geschäftsführersitzungen.

Entscheidend ist die Dokumentation der mind and management in Zypern. Wichtige Geschäftsentscheidungen, Vertragsverhandlungen und strategische Planungen müssen nachweislich in Zypern stattfinden.

Transfer Pricing Dokumentation wird bei grenzüberschreitenden Geschäften innerhalb derselben Unternehmensgruppe verlangt. Diese muss den OECD-Standards entsprechen und fremdübliche Preise für interne Leistungsverrechnungen nachweisen.

Hinzurechnungsbesteuerung vermeiden

Deutsche Hinzurechnungsbesteuerung greift bei passiven Einkünften ausländischer Gesellschaften. Handelsunternehmen sind jedoch typischerweise nicht betroffen, da Handelsgewinne als aktive Einkünfte gelten.

Kritisch wird es bei reinen Holding-Strukturen oder Lizenzgeschäften. Diese erfordern besondere Sorgfalt bei der Strukturierung und ausreichende lokale Substanz in Zypern.

Die Befreiungsregelung nach deutschen Vorschriften greift bei nachgewiesener aktiver Geschäftstätigkeit und angemessener Besteuerung in Zypern. Der 12,5%-Steuersatz erfüllt dabei die Mindestbesteuerungsanforderungen.

Vergleich mit anderen EU-Standorten

Innerhalb der EU konkurrieren mehrere Standorte um internationale Handelsunternehmen. Ein sachlicher Vergleich zeigt die spezifischen Vor- und Nachteile verschiedener Jurisdiktionen für deutsche Händler.

Irland vs. Zypern

Irland bietet mit 12,5% Körperschaftsteuer identische Steuersätze wie Zypern. Jedoch sind die Gründungskosten dort oft höher, und die laufenden Compliance-Kosten übersteigen zypriotische Strukturen deutlich.

Der irische Standort punktet bei US-amerikanischen Geschäften durch das umfassende Doppelbesteuerungsabkommen. Für innereuropäische Handelsgeschäfte bietet Zypern vergleichbare Vorteile bei niedrigeren Kosten.

Die Brexit-Nachwirkungen haben Irlands Position als EU-Hub gestärkt, während Zyperns geografische Lage für Handel mit dem Nahen Osten und Afrika vorteilhafter bleibt.

Malta und Luxemburg

Malta wirbt mit einem effektiven Steuersatz, der durch Rückerstattungsregelungen erreicht wird. Diese Komplexität macht die Struktur jedoch anfälliger für regulatorische Änderungen und erhöht die Compliance-Anforderungen erheblich.

Luxemburg bietet als etablierter Finanzstandort hohe Rechtssicherheit, jedoch bei vergleichsweise höheren Körperschaftsteuersätzen. Für reine Handelsaktivitäten ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis häufig weniger attraktiv als in Zypern.

Die praktische Abwicklung von E-Commerce-Geschäften ist in Zypern durch moderne digitale Infrastruktur und englischsprachige Verwaltung effizienter als in den meisten alternativen EU-Standorten.

Estland und Lettland

Die baltischen Staaten punkten mit digitaler Verwaltung und FinTech-freundlicher Regulierung. Jedoch fehlen oft die spezialisierten Serviceanbieter für komplexe internationale Handelsstrukturen.

Estlands Modell der aufgeschobenen Körperschaftsteuer ist für wachstumsorientierte Unternehmen interessant, bietet jedoch weniger Flexibilität bei Gewinnausschüttungen als das zypriotische Non-Dom-System.

Praxisbeispiele und Fallstudien

Konkrete Fallstudien illustrieren die praktische Anwendung des Zypern-Modells für verschiedene Handelsunternehmen. Diese anonymisierten Beispiele basieren auf realen Strukturierungen und zeigen typische Optimierungseffekte.

Fall 1: Amazon FBA Seller mit 800.000 Euro Jahresumsatz

Ein Unternehmer verkauft Haushaltsprodukte über Amazon FBA in ganz Europa. Durch die Verlagerung nach Zypern konnte er seine Steuerbelastung erheblich reduzieren.

Struktur: Cyprus Limited als Handelsgesellschaft, separate IP-Holding für Markenrechte. Jährliche Ersparnis: mehrere zehntausend Euro bei entsprechendem Jahresgewinn.

Kritische Erfolgsfaktoren: Lokaler Geschäftsführer, regelmäßige Board-Meetings, dokumentierte Lieferantenverhandlungen vor Ort. Gesamtkosten der Struktur liegen im typischen Bereich für internationale Handelsunternehmen.

Fall 2: B2B-Software-Distributor

Ein Großhändler für Unternehmenssoftware nutzt Zypern als Zentrale für EU-weite Distribution. Die Kombination aus Handelsgesellschaft und Lizenz-Holding ermöglicht eine effektive Steuergestaltung.

Software-Lizenzen profitieren von begünstigter Besteuerung für geistiges Eigentum, während Handelsmargen der regulären Körperschaftsteuer unterliegen. Im direkten Vergleich zu Deutschland ergibt sich oft eine erhebliche steuerliche Ersparnis.

Besonderheit: Nutzung zypriotischer Doppelbesteuerungsabkommen für Geschäfte mit ausländischen Partnern, wodurch zusätzliche Steuerersparnisse entstehen können.

Fall 3: Dropshipping-Unternehmen mit Fokus auf Lifestyle-Produkte

Ein E-Commerce-Unternehmer strukturierte sein Dropshipping-Geschäft über eine zypriotische Gesellschaft und nutzt das OSS-System für EU-weite Mehrwertsteuer-Abwicklung.

Ergebnis: Vereinfachung der Mehrwertsteuer-Compliance von zahlreichen auf eine Anmeldung, Reduktion der Steuerberatungskosten und Verbesserung der Cash-Flow-Planung durch zentrale EU-Abwicklung.

Der Unternehmer verlegte seinen Wohnsitz nach Zypern und profitiert zusätzlich vom Non-Dom-Status für seine Dividendenbezüge.

Häufige Fallstricke und wie Sie diese vermeiden

Erfolgreiche Implementierungen lernen aus typischen Fehlern. Die häufigsten Probleme entstehen durch unzureichende Substanz, fehlerhafte Dokumentation oder Unterschätzung deutscher Compliance-Anforderungen.

Substanz-Probleme

Der häufigste Fehler ist unzureichende lokale Substanz. Briefkasten-Strukturen ohne echte Geschäftstätigkeit werden sowohl von deutschen als auch zypriotischen Behörden beanstandet.

Lösung: Investition in qualifizierte lokale Geschäftsführung, regelmäßige persönliche Präsenz und dokumentierte Entscheidungsprozesse vor Ort. Die Kosten hierfür amortisieren sich bei entsprechenden Gewinnen schnell.

Kritisch sind auch Schein-Geschäftsführer ohne echte Entscheidungsbefugnis. Deutsche Finanzbehörden prüfen verstärkt die tatsächlichen Machtverhältnisse in ausländischen Gesellschaften.

Transfer Pricing Fehler

Überhöhte oder zu niedrige interne Verrechnungspreise lösen Prüfungen aus. Transfer Pricing muss fremdüblichen Geschäftsbedingungen entsprechen und angemessen dokumentiert werden.

Besonders kritisch sind Lizenzgebühren-Zahlungen zwischen deutschen und zypriotischen Gesellschaften. Diese müssen durch unabhängige Bewertungen gerechtfertigt und regelmäßig angepasst werden.

Empfehlung: Jährliche Transfer Pricing Dokumentation durch spezialisierte Berater und Benchmark-Studien für alle wesentlichen internen Geschäfte.

Compliance und Reporting

Unterschätzung der laufenden Compliance-Pflichten führt zu kostspieligen Nacharbeiten. Sowohl deutsche als auch zypriotische Meldepflichten müssen fristgerecht erfüllt werden.

Deutsche Außensteuergesetze verlangen detaillierte Berichte über ausländische Beteiligungen. Versäumnisse können Schätzungen und Strafzuschläge zur Folge haben.

Lösung: Professionelles Setup mit erfahrenen Beratern in beiden Ländern und etablierte Prozesse für alle wiederkehrenden Meldepflichten.

Zukunftsausblick und regulatorische Entwicklungen

Die steuerliche Landschaft in der EU entwickelt sich kontinuierlich weiter. Zypern passt seine Gesetzgebung proaktiv an neue Anforderungen an und stärkt damit die langfristige Planungssicherheit für internationale Handelsunternehmen.

OECD Pillar Two und Mindestbesteuerung

Die globale Mindestbesteuerung von 15% nach OECD Pillar Two betrifft Unternehmen mit über 750 Millionen Euro Jahresumsatz. Für den Großteil der Mittelstandsunternehmen bleiben zypriotische Strukturen weiterhin attraktiv.

Zypern hat die entsprechenden Gesetze bereits implementiert und gilt als OECD-konform. Dies stärkt die internationale Anerkennung zypriotischer Steuergestaltungen.

EU-Entwicklungen und Digital Services Act

Der Digital Services Act der EU stärkt Zyperns Position für E-Commerce-Unternehmen. Als vollwertiges EU-Mitglied profitiert Zypern von harmonisierten Regelungen für digitale Dienstleistungen.

Geplante EU-weite Vereinheitlichungen bei Mehrwertsteuer und Unternehmensbesteuerung werden voraussichtlich die Vorteile EU-interner Standorte wie Zypern gegenüber Drittstaaten weiter stärken.

Zypern arbeitet aktiv an der Positionierung als Digital Hub und bietet spezialisierte Förderprogramme für FinTech- und E-Commerce-Unternehmen.

Häufig gestellte Fragen

Wie hoch sind die Gesamtkosten einer zypriotischen Handelsstruktur?

Die Gesamtkosten variieren je nach Komplexität der Struktur. Eine einfache Handelsgesellschaft kostet jährlich 15.000-25.000 Euro (Gründung, lokale Geschäftsführung, Compliance). Komplexere Strukturen mit IP-Holding können 30.000-50.000 Euro jährlich erfordern. Diese Kosten amortisieren sich typischerweise ab 200.000 Euro Jahresgewinn.

Muss ich meinen Wohnsitz nach Zypern verlegen?

Nein, eine Wohnsitzverlagerung ist nicht zwingend erforderlich. Für die Unternehmensstruktur reicht lokale Geschäftsführung und ausreichende Substanz. Der Non-Dom-Status für steuerfreie Dividenden erfordert jedoch Steuerwohnsitz in Zypern. Viele Unternehmer nutzen flexible Modelle mit 183+ Tagen jährlich in Zypern.

Wie schnell kann eine zypriotische Handelsgesellschaft gegründet werden?

Die reine Gesellschaftsgründung dauert 3-5 Werktage. Inklusive Bankkonto-Eröffnung, lokaler Geschäftsführung und operativer Infrastruktur sollten Sie 4-6 Wochen einplanen. Express-Verfahren können die Gründung auf 24-48 Stunden verkürzen, jedoch ohne Berücksichtigung der Banking-Prozesse.

Welche Geschäftsführer-Anforderungen gelten in Zypern?

Mindestens ein Geschäftsführer muss EU-Bürger sein oder eine gültige Arbeitserlaubnis für Zypern besitzen. Für Substanzanforderungen empfiehlt sich ein qualifizierter lokaler Geschäftsführer mit nachweisbarer Erfahrung im Handelsbereich. Deutsche Gesellschafter können zusätzliche Geschäftsführer-Positionen übernehmen.

Wie funktioniert die Mehrwertsteuer-Abwicklung für EU-weiten Handel?

Über das One-Stop-Shop-System (OSS) können alle EU-Verkäufe zentral über Zypern abgewickelt werden. Dies erfordert nur eine Anmeldung statt separater Registrierungen in jedem EU-Land. B2B-Lieferungen an andere EU-Unternehmen sind mehrwertsteuerfrei. Die vierteljährliche OSS-Meldung erfolgt digital über das zypriotische Finanzamt.

Welche Banking-Optionen stehen für Handelsunternehmen zur Verfügung?

Zypriotische Banken wie Bank of Cyprus, Hellenic Bank oder Alpha Bank bieten spezialisierte Business-Konten für Handelsunternehmen. Multi-Currency-Konten ermöglichen Geschäfte in Euro, USD und GBP. Kontoeröffnung erfordert persönlichen Termin und dauert 2-4 Wochen. Online-Banking und moderne Payment-Lösungen sind vollumfänglich verfügbar.

Sind zypriotische Strukturen bei deutschen Behörden anerkannt?

Ja, als EU-Mitgliedstaat wird Zypern von deutschen Finanzbehörden grundsätzlich anerkannt. Wichtig ist die Einhaltung von Substanzanforderungen und korrekten Transfer Pricing. Das Doppelbesteuerungsabkommen sorgt für Rechtssicherheit. Bei ordnungsgemäßer Strukturierung gibt es keine besonderen Hürden.

Wie wirkt sich Brexit auf zypriotische Handelsstrukturen aus?

Brexit hat zypriotische Strukturen gestärkt, da sie uneingeschränkten EU-Binnenmarkt-Zugang bieten. Geschäfte mit Großbritannien unterliegen nun Drittlands-Regelungen, jedoch bestehen weiterhin gute Handelsmöglichkeiten. Viele Unternehmen nutzen Zypern als EU-Hub für Post-Brexit-Geschäfte mit UK-Kunden.

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