Einleitung
In den letzten Jahren ist das Interesse an einer internationalen Steueroptimierung deutlich gestiegen. Besonders Unternehmen und Unternehmer:innen aus Deutschland richten dabei ihren Blick zunehmend auf Zypern. Doch was steckt wirklich hinter der vielzitierten EU-konformen Steueroptimierung“ auf der Mittelmeerinsel? Dieser Beitrag geht fachlich fundiert und auf Basis aktueller Gesetzeslagen den verfügbaren Möglichkeiten sowie den häufigsten Mythen rund um Zypern als Standort auf den Grund.
Zypern im Steuervergleich – Die Fakten
Zypern bietet mit einer Körperschaftsteuer von 12,5 % einen der niedrigsten Steuersätze innerhalb der Europäischen Union. Zudem profitieren internationale Unternehmen von einer vollständigen Steuerbefreiung auf sogenannte Foreign Dividends und Foreign Permanent Establishment Profits, sofern gewisse Anti-Missbrauchs-Regelungen eingehalten werden. Weiterhin unterliegt Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren in zahlreichen Fällen keinerlei Quellensteuer, was Zypern für Holding-Strukturen besonders attraktiv macht.
Rechtssicherheit – Warum Zypern?
Ein zentraler Vorteil ist die vollständige EU-Mitgliedschaft Zyperns seit 2004. Unternehmen, die ihren steuerlichen Sitz nach Zypern verlegen, profitieren daher von der Rechtssicherheit und den Vorgaben des europäischen Binnenmarkts. Auch das Netzwerk an Doppelbesteuerungsabkommen ist gut ausgebaut. Die Regulierung entspricht internationalen Standards – sowohl was die Anforderungen an die Substanz als auch die Anti-Missbrauchs-Regelungen betrifft.
Die wichtigsten Voraussetzungen für eine steuerliche Ansässigkeit auf Zypern
- Management & Control: Geschäftsleitung und Kontrolle müssen von Zypern aus erfolgen. Die Ansässigkeit hängt entscheidend von der Place of Effective Management“ ab.
- Substanznachweis: Es wird zunehmend Wert auf wirtschaftliche Substanz vor Ort gelegt. Das bedeutet u. a. Büroräume, Personal sowie reale Geschäftstätigkeit und Bankkonten auf Zypern.
- Vermeidung von Scheinfirmen: Reine Briefkastenfirmen sind im internationalen Steuerrecht nicht mehr akzeptiert. Für die steuerliche Anerkennung ist eine tatsächliche Geschäftstätigkeit erforderlich.
Häufige Missverständnisse und Mythen
Oft wird Zypern als Steueroase“ bezeichnet – das ist jedoch so nicht korrekt. Zwar sind die Sätze vergleichsweise niedrig, doch setzt Zypern auf vollständige Transparenz, Einhaltung von EU-Standards und einen aktiven Informationsaustausch nach den Richtlinien der OECD. Schwarze Listen oder Staaten mit restriktiven Maßnahmen betreffen Zypern als EU-Mitglied aktuell nicht.
Personenbesteuerung auf Zypern: Non-Dom-Status
Ein besonderes Augenmerk gilt dem sogenannten Non-Dom-Status (Non-Domiciled Resident): Wer als Person mindestens 60 Tage pro Jahr auf Zypern lebt, keine Steuerpflicht in einem anderen Land hat und wirtschaftliche Interessen aufweist, kann den Non-Dom-Status erhalten. Damit entfällt für zehn Jahre die Besteuerung von aus Zypern stammenden Dividenden- und Zinserträgen.
Praxis und Umsetzung – Steueroptimierung, aber richtig
Die Gründung einer zyprischen Gesellschaft ist rechtlich unkompliziert und innerhalb von wenigen Wochen umsetzbar. Dennoch ist eine gründliche Beratung und Planung unverzichtbar. Es gilt, individuelle Lebensumstände, geschäftliche Ziele und internationale Verflechtungen zu berücksichtigen, um die Regelungen legal und sinnvoll zu nutzen.
Fazit
Zypern bleibt eine attraktive Option für eine EU-konforme Steuerstruktur – jedoch nur für Unternehmer:innen und Unternehmen, die bereit sind, die rechtlichen und wirtschaftlichen Anforderungen tatsächlich zu erfüllen. Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten bestehen, wenn sie transparent, substanziell und regelkonform genutzt werden. Die Streitfrage Steuerparadies oder legaler Standortvorteil?“ beantwortet Zypern mit klaren EU-Konformitäts- und Substanzanforderungen. Für eine fundierte Entscheidung empfiehlt sich eine individuelle steuerliche und rechtliche Beratung vor Ort.