Warum Zypern auch für kleine Unternehmen interessant ist
Lange Zeit galt Zypern als Steuerparadies ausschließlich für Großkonzerne und vermögende Investoren. Diese Sichtweise ist jedoch längst überholt.
Heute profitieren gerade kleine und mittelständische Unternehmen von den attraktiven Rahmenbedingungen der Mittelmeerinsel. Der Grund liegt in der einzigartigen Kombination aus niedrigen Steuersätzen, EU-Mitgliedschaft und vergleichsweise geringen Gründungskosten.
Für einen deutschen Online-Marketing-Berater mit einem Jahresumsatz von 150.000 Euro kann die Verlagerung nach Zypern eine Steuerersparnis von über 20.000 Euro pro Jahr bedeuten. Diese Ersparnis relativiert schnell die anfänglichen Umzugs- und Gründungskosten.
Das Besondere an Zypern liegt nicht nur in den niedrigen Steuersätzen. Als EU-Mitgliedsstaat seit 2004 bietet die Insel Rechtssicherheit und einen stabilen wirtschaftlichen Rahmen. Gleichzeitig ermöglicht die geografische Lage eine optimale Zeitzone für Geschäfte sowohl mit West- als auch Osteuropa.
Viele Kleinunternehmer scheuen den Schritt ins Ausland, weil sie befürchten, die bürokratischen Hürden seien zu hoch. In Zypern ist das Gegenteil der Fall. Die Behörden sind auf internationale Unternehmen eingestellt und sprechen oft mehrere Sprachen, darunter Deutsch und Englisch.
Ein weiterer Vorteil: Die Infrastruktur entspricht europäischen Standards. Schnelles Internet, modernes Bankensystem und eine gut ausgebaute Dienstleistungsbranche erleichtern den Geschäftsalltag erheblich.
Besonders attraktiv wird Zypern für digital arbeitende Unternehmer durch die Möglichkeit, auch nach dem Umzug weiterhin hauptsächlich in Deutschland tätig zu sein – solange die steuerlichen Bestimmungen korrekt beachtet werden.
Die konkreten Steuervorteile für Kleinunternehmer
Der Körperschaftsteuersatz von 12,5 Prozent ist nur ein Baustein des zypriotischen Steuersystems. Für kleine Unternehmen ergeben sich weitere bedeutende Vorteile.
Körperschaftsteuer und Gewinnausschüttung
Während deutsche Unternehmen je nach Rechtsform und Standort Gesamtsteuerbelastungen von 28 bis 33 Prozent tragen, liegt die Belastung in Zypern bei maximal 12,5 Prozent auf Unternehmensebene.
Bei der Gewinnausschüttung zeigt sich ein weiterer Vorteil: Dividenden unterliegen in Zypern keiner Quellensteuer. Für Inhaber mit Non-Dom-Status fallen sogar für 17 Jahre keine Steuern auf Dividendeneinkünfte an.
Ein praktisches Beispiel: Ein Coaching-Unternehmen erwirtschaftet 100.000 Euro Gewinn. In Deutschland würde nach Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag und Gewerbesteuer etwa 30.000 Euro Steuern anfallen. In Zypern sind es lediglich 12.500 Euro – eine Ersparnis von 17.500 Euro.
Umsatzsteuer und innergemeinschaftliche Lieferungen
Der zypriotische Umsatzsteuersatz beträgt 19 Prozent und liegt damit auf gleichem Niveau wie in Deutschland. Für B2B-Dienstleistungen innerhalb der EU gelten die gewohnten Reverse-Charge-Regelungen.
Besonders vorteilhaft: Viele digitale Dienstleistungen können bei entsprechender Strukturierung steueroptimiert abgewickelt werden. Die EU-weite Dienstleistungsfreiheit ermöglicht es, von Zypern aus ohne zusätzliche Registrierungen in anderen EU-Ländern tätig zu werden.
Sozialversicherung und Krankenversicherung
Die Sozialversicherungsbeiträge in Zypern sind erheblich niedriger als in Deutschland. Arbeitnehmer zahlen 8,3 Prozent, Arbeitgeber 8,5 Prozent – zusammen 16,8 Prozent statt über 40 Prozent in Deutschland.
Das zypriotische Gesundheitssystem wurde 2019 reformiert und orientiert sich am deutschen Modell. EU-Bürger haben Anspruch auf Behandlung und können sich zwischen dem staatlichen System und privaten Krankenversicherungen entscheiden.
Verlustverrechnung und Rückstellungen
Verluste können in Zypern unbegrenzt in die Zukunft vorgetragen werden. Dies ist besonders für Startup-Unternehmen und schwankende Einkommen relevant.
Zudem erlaubt das zypriotische Steuerrecht großzügige Abschreibungsmöglichkeiten und Rückstellungen, die gerade für wachsende Unternehmen von Bedeutung sind.
Non-Dom Status – Praktische Bedeutung für Selbstständige
Der Non-Domicile-Status ist ein Alleinstellungsmerkmal Zyperns innerhalb der EU und bietet erhebliche Steuervorteile für natürliche Personen.
Was bedeutet Non-Dom Status konkret?
Als Non-Dom gelten Personen, die zwar steuerlich in Zypern ansässig sind, aber nicht dort geboren wurden oder deren Vater nicht in Zypern geboren wurde. Für deutsche Staatsbürger ist dies praktisch immer erfüllt.
Der Status bringt folgende Vorteile mit sich:
- Keine Besteuerung von Dividenden aus zypriotischen und ausländischen Unternehmen
- Keine Besteuerung von Zinseinkünften
- Keine Besteuerung von Mieteinnahmen aus Immobilien außerhalb Zyperns
- Gültigkeit für 17 Steuerjahre
Praktische Anwendung für Kleinunternehmer
Für einen selbstständigen Berater oder Dienstleister bedeutet das: Das Gehalt aus der zypriotischen Gesellschaft wird normal besteuert, ausgeschüttete Gewinne bleiben jedoch für 17 Jahre steuerfrei.
Ein typisches Szenario: Ein Marketing-Experte gründet eine zypriotische Ltd und zahlt sich ein Gehalt von 30.000 Euro pro Jahr. Zusätzliche Gewinne von 50.000 Euro werden als Dividende ausgeschüttet und bleiben dank Non-Dom-Status steuerfrei.
Die Einkommensteuer auf das Gehalt ist in Zypern progressiv gestaffelt, beginnt aber erst ab 19.500 Euro pro Jahr. Bis zu diesem Betrag fallen keine Steuern an.
Voraussetzungen und Erhaltung des Status
Um den Non-Dom-Status zu erhalten, müssen Sie mindestens 60 Tage pro Jahr in Zypern verbringen und nachweisen können, dass Sie nicht in einem anderen Land mehr als 183 Tage ansässig sind.
Zusätzlich dürfen Sie in keinem anderen Land steuerlich ansässig sein. Dies erfordert eine sorgfältige Planung des Lebensmittelpunkts.
Der Status wird jährlich überprüft. Solange die Voraussetzungen erfüllt sind, verlängert er sich automatisch.
Kombination mit Unternehmensstruktur
Der Non-Dom-Status entfaltet seine volle Wirkung in Kombination mit einer zypriotischen Unternehmensstruktur. Während das Unternehmen 12,5 Prozent Körperschaftsteuer zahlt, bleiben Dividenden beim Gesellschafter steuerfrei.
Diese Kombination ermöglicht eine Gesamtsteuerbelastung von nur 12,5 Prozent auf erwirtschaftete Gewinne – ein erheblicher Vorteil gegenüber deutschen Steuerbelastungen von 40 Prozent und mehr.
Rechtliche Rahmenbedingungen und EU-Konformität
Ein entscheidender Vorteil Zyperns gegenüber außereuropäischen Steueroasen liegt in der vollständigen EU-Konformität der Steuergestaltung.
EU-Richtlinien und Rechtssicherheit
Als EU-Mitgliedsstaat unterliegt Zypern den europäischen Richtlinien zur Besteuerung von Unternehmen und Kapitalerträgen. Dies bedeutet für deutsche Unternehmer größtmögliche Rechtssicherheit.
Die EU-Mutter-Tochter-Richtlinie sorgt dafür, dass Dividenden zwischen zypriotischen und deutschen Unternehmen ohne Quellensteuer fließen können. Die Zinsen- und Lizenzgebühren-Richtlinie regelt den steuerfreien Austausch entsprechender Zahlungen.
Diese Regelungen sind dauerhaft und können nicht einseitig von einzelnen Mitgliedstaaten aufgehoben werden.
Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland
Das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Zypern aus dem Jahr 1974 ist nach wie vor gültig und wurde mehrfach modernisiert.
Es regelt klar, welcher Staat das Besteuerungsrecht für verschiedene Einkunftsarten hat. Grundsätzlich gilt: Unternehmenserträge werden dort besteuert, wo das Unternehmen seinen Sitz hat, Gehälter dort, wo die Arbeit ausgeübt wird.
Für digital arbeitende Unternehmer ergeben sich dadurch interessante Gestaltungsmöglichkeiten, solange die wirtschaftliche Tätigkeit tatsächlich in Zypern ausgeübt wird.
Anti-Missbrauchsvorschriften
Die EU hat verschiedene Anti-Missbrauchsrichtlinien erlassen, die auch für Zypern gelten. Die wichtigsten sind:
- Anti-Tax Avoidance Directive (ATAD): Begrenzt aggressive Steuergestaltungen
- Beneficial Ownership Test: Stellt sicher, dass wirtschaftliche Eigentümer transparent sind
- Substance Requirements: Verlangt wirtschaftliche Substanz vor Ort
Diese Regelungen sind jedoch bei ordnungsgemäßer Gestaltung kein Hindernis. Sie zielen auf reine Briefkastenfirmen ab, nicht auf echte Geschäftstätigkeiten.
Meldepflichten und Compliance
Deutsche Steuerpflichtige müssen zypriotische Unternehmensbeteiligungen und Einkünfte ordnungsgemäß in Deutschland anzeigen, auch wenn sie dort nicht besteuert werden.
Die wichtigsten Meldepflichten umfassen:
- Beteiligungsanzeige bei Gesellschaftsgründung
- Jährliche Gewinnmitteilung in der deutschen Steuererklärung
- Meldung bei Wegzug ins Ausland
Bei korrekter Abwicklung führen diese Meldungen nicht zu zusätzlichen deutschen Steuern, sondern dienen lediglich der Transparenz.
Hinzurechnungsbesteuerung vermeiden
Die deutsche Hinzurechnungsbesteuerung kann zypriotische Strukturen betreffen, wenn bestimmte Voraussetzungen nicht erfüllt sind.
Entscheidend ist, dass das zypriotische Unternehmen echte wirtschaftliche Tätigkeit ausübt und nicht nur passives Einkommen generiert. Bei aktiven Dienstleistungsunternehmen ist dies in der Regel unproblematisch.
Praktische Umsetzung und Mindestanforderungen
Die erfolgreiche Umsetzung einer zypriotischen Unternehmensstruktur erfordert sorgfältige Planung und Beachtung bestimmter Mindestanforderungen.
Substanzanforderungen in Zypern
Um eine echte wirtschaftliche Tätigkeit in Zypern nachzuweisen, müssen bestimmte Substanzanforderungen erfüllt werden:
- Geschäftsführung und Kontrolle müssen in Zypern ausgeübt werden
- Wesentliche Geschäftsentscheidungen sind vor Ort zu treffen
- Angemessene Büroräume und Personal sind erforderlich
- Regelmäßige Präsenz der Geschäftsführung ist notwendig
Für kleinere Unternehmen reicht oft ein gemietetes Büro mit Sekretariatsservice und regelmäßiger Anwesenheit des Geschäftsführers von 2-3 Tagen pro Monat.
Mindestaufenthalt und steuerliche Ansässigkeit
Für die steuerliche Ansässigkeit in Zypern gelten folgende Mindestanforderungen:
- Mindestens 60 Tage physische Anwesenheit pro Jahr
- Nicht mehr als 183 Tage in einem anderen Land
- Keine steuerliche Ansässigkeit in einem anderen Land
- Zentrum der Lebensinteressen muss in Zypern liegen
Das Zentrum der Lebensinteressen wird anhand wirtschaftlicher und persönlicher Beziehungen bestimmt. Ein zypriotisches Unternehmen, Bankkonto und Wohnsitz sind wichtige Indizien.
Unternehmensformen und Gründungskosten
Die häufigste Unternehmensform für deutsche Unternehmer ist die zypriotische Limited (Ltd). Die Gründungskosten betragen etwa:
Position | Kosten |
---|---|
Registrierungsgebühren | 350 Euro |
Anwaltshonorare | 1.500-2.500 Euro |
Steuerberatung | 1.000-2.000 Euro |
Stammkapital (minimum) | 1.000 Euro |
Gesamt | 3.850-5.850 Euro |
Die jährlichen Unterhaltskosten umfassen Buchhaltung (2.000-4.000 Euro), Steuerberatung (1.500-3.000 Euro) und behördliche Gebühren (500 Euro).
Bankkonten und Finanzdienstleistungen
Zypriotische Banken sind auf internationale Kunden eingestellt. Die Kontoeröffnung erfordert:
- Nachweis der Geschäftstätigkeit
- Persönliche Vorsprache in Zypern
- Mindesteinlage von 1.000-5.000 Euro
- Jährliche Kontoführungsgebühren von 200-500 Euro
Die meisten Banken bieten Online-Banking in englischer Sprache und teilweise auch auf Deutsch an.
Buchhaltung und Berichtspflichten
Zypriotische Unternehmen müssen jährlich einen Jahresabschluss erstellen und bei der Steuerbehörde einreichen. Die Buchhaltung kann nach internationalen Standards (IFRS) oder lokalen zypriotischen Standards erfolgen.
Kleinere Unternehmen mit einem Umsatz unter 200.000 Euro können vereinfachte Abschlüsse erstellen. Eine Wirtschaftsprüfung ist erst ab bestimmten Größenkriterien erforderlich.
Die Steuererklärung muss bis zum 31. März des Folgejahres eingereicht werden. Vorauszahlungen sind in zwei Raten zu leisten.
Kostenvergleich: Deutschland vs. Zypern
Ein direkter Kostenvergleich verdeutlicht die finanziellen Vorteile einer zypriotischen Struktur für kleine Unternehmen.
Szenario: Einzelunternehmer mit 100.000 Euro Jahresgewinn
Deutschland (Einzelunternehmer):
- Einkommensteuer: ca. 26.000 Euro
- Solidaritätszuschlag: ca. 1.400 Euro
- Kirchensteuer: ca. 2.300 Euro
- Gewerbesteuer: ca. 3.500 Euro
- Gesamtbelastung: 33.200 Euro
Zypern (Ltd mit Geschäftsführergehalt):
- Körperschaftsteuer: 12.500 Euro
- Einkommensteuer auf Gehalt: 0 Euro (bei 19.500 Euro Gehalt)
- Sozialversicherung: 2.500 Euro
- Gesamtbelastung: 15.000 Euro
Ersparnis: 18.200 Euro pro Jahr
Szenario: GmbH mit 200.000 Euro Jahresgewinn
Deutschland:
- Körperschaftsteuer: 30.000 Euro
- Gewerbesteuer: 28.000 Euro
- Kapitalertragsteuer bei Ausschüttung: 36.000 Euro
- Gesamtbelastung: 94.000 Euro
Zypern (mit Non-Dom Status):
- Körperschaftsteuer: 25.000 Euro
- Dividendensteuer: 0 Euro
- Einkommensteuer Geschäftsführer: 5.000 Euro
- Gesamtbelastung: 30.000 Euro
Ersparnis: 64.000 Euro pro Jahr
Break-Even-Analyse
Die zusätzlichen Kosten einer zypriotischen Struktur (Gründung, Unterhalt, Doppelaufwand) betragen im ersten Jahr etwa 15.000 Euro, in Folgejahren 8.000 Euro.
Bei einem Jahresgewinn von 50.000 Euro amortisiert sich die Struktur bereits im ersten Jahr. Ab 75.000 Euro Jahresgewinn entstehen erhebliche Steuervorteile.
Versteckte Kosten berücksichtigen
Neben den direkten Steuerersparnissen müssen auch indirekte Kosten berücksichtigt werden:
- Reisekosten nach Zypern: 2.000-4.000 Euro pro Jahr
- Doppelte Lebenshaltungskosten teilweise
- Höhere Komplexität bei Steuerplanung
- Potenzielle Währungsrisiken (Euro zu Euro entfällt)
Trotz dieser zusätzlichen Kosten bleibt die Gesamtbelastung deutlich unter deutschen Verhältnissen.
Häufige Missverständnisse und Mythen
Rund um das Thema Zypern-Besteuerung existieren zahlreiche Missverständnisse, die potenzielle Interessenten abschrecken oder zu falschen Erwartungen führen.
Mythos: Zypern ist eine Steueroase wie die Schweiz
Zypern ist kein klassisches Steuerparadies, sondern ein regulärer EU-Mitgliedsstaat mit transparenten Steuergesetzen. Alle Einkünfte müssen ordnungsgemäß versteuert werden – allerdings zu günstigen Sätzen.
Der Unterschied zu echten Steueroasen liegt in der vollständigen Transparenz gegenüber deutschen Behörden und der Einhaltung internationaler Standards.
Mythos: Man muss komplett nach Zypern auswandern
Ein vollständiger Umzug ist nicht erforderlich. Die steuerliche Ansässigkeit kann bei 60 Tagen Mindestaufenthalt und korrekter Struktur erreicht werden.
Viele deutsche Unternehmer verbringen den Winter in Zypern und den Sommer in Deutschland, solange sie die Tage korrekt zählen und dokumentieren.
Mythos: Die Ersparnis wird durch hohe Kosten aufgefressen
Die Unterhaltskosten einer zypriotischen Struktur betragen 6.000-10.000 Euro pro Jahr. Bei den typischen Steuerersparnissen amortisiert sich dies schnell.
Wichtig ist eine professionelle Beratung von Anfang an, um teure Fehler zu vermeiden.
Mythos: Das deutsche Finanzamt erkennt das nicht an
Bei korrekter Strukturierung und echter wirtschaftlicher Tätigkeit in Zypern erkennen deutsche Finanzämter die zypriotische Besteuerung vollständig an.
Probleme entstehen nur bei reinen Briefkastenfirmen ohne echte Substanz vor Ort.
Mythos: Man verliert den Zugang zu deutschen Banken
Deutsche Banken führen weiterhin Konten für steuerlich in Zypern ansässige Personen. Lediglich bei der Neueröffnung können zusätzliche Nachweise erforderlich sein.
Viele Unternehmer behalten ihre deutschen Privatkonten und eröffnen zusätzlich Geschäftskonten in Zypern.
Klarstellung: Wann lohnt sich Zypern nicht?
Zypern ist nicht für jeden geeignet:
- Bei Jahresgewinnen unter 40.000 Euro übersteigen die Kosten oft den Nutzen
- Wenn hauptsächlich deutsche Kunden vor Ort betreut werden müssen
- Bei stark ortsgebundenen Geschäftstätigkeiten
- Wenn die Flexibilität für Auslandsaufenthalte fehlt
Eine ehrliche Analyse der individuellen Situation ist entscheidend für den Erfolg.
Schritt-für-Schritt zur zypriotischen Unternehmensstruktur
Die Umsetzung einer zypriotischen Struktur erfordert eine systematische Herangehensweise und sorgfältige Planung.
Phase 1: Analyse und Planung (Wochen 1-4)
Bevor Sie konkrete Schritte unternehmen, sollten Sie eine umfassende Analyse durchführen:
- Berechnung der potenziellen Steuerersparnis basierend auf aktuellen Einkünften
- Prüfung der Geschäftstätigkeit auf Zypern-Tauglichkeit
- Analyse der Kundenstruktur und geografischen Verteilung
- Bewertung der persönlichen Flexibilität für Auslandsaufenthalte
In dieser Phase sollten Sie auch erste Gespräche mit spezialisierten Beratern führen, die Erfahrung mit deutsch-zypriotischen Strukturen haben.
Phase 2: Rechtliche Vorbereitung (Wochen 5-8)
Nach positiver Erstbewertung beginnt die rechtliche Vorbereitung:
- Auswahl eines zypriotischen Anwalts und Steuerberaters
- Vorbereitung der Gründungsunterlagen für die Ltd
- Planung der Gesellschafterstruktur und Geschäftsführung
- Abstimmung mit deutschem Steuerberater bezüglich Übergangsregelungen
Wichtig ist die Koordination zwischen deutschen und zypriotischen Beratern, um Doppelarbeit zu vermeiden.
Phase 3: Gründung und Anmeldung (Wochen 9-12)
Die eigentliche Unternehmensgründung umfasst folgende Schritte:
- Registrierung der Ltd beim Registrar of Companies
- Beantragung der Steuernummer bei der zypriotischen Steuerbehörde
- Anmeldung bei der Sozialversicherung
- Eröffnung des Firmenkontos bei einer zypriotischen Bank
Parallel dazu sollten Sie mit der Suche nach geeigneten Büroräumen beginnen, auch wenn anfangs ein Sekretariatsservice ausreicht.
Phase 4: Übergang und Betriebsaufnahme (Wochen 13-20)
Der Übergang der Geschäftstätigkeit erfolgt schrittweise:
- Übertragung bestehender Kundenverträge auf die zypriotische Gesellschaft
- Einrichtung der Buchhaltung und monatlichen Reporting-Systeme
- Abmeldung der deutschen Geschäftstätigkeit (falls vollständig übertragen)
- Anpassung aller Geschäftsunterlagen und Verträge
Phase 5: Steuerliche Optimierung (Monate 6-12)
Nach der erfolgreichen Gründung folgt die steuerliche Optimierung:
- Beantragung der steuerlichen Ansässigkeit in Zypern
- Dokumentation des Non-Dom-Status
- Einrichtung der optimalen Gehalt-Dividenden-Struktur
- Erstabschluss und erste Steuererklärung
Typische Stolpersteine vermeiden
Häufige Fehler bei der Umsetzung sind:
- Unzureichende Dokumentation der Geschäftstätigkeit in Zypern
- Vernachlässigung der Substanzanforderungen
- Falsche Berechnung der Aufenthaltstage
- Unkoordinierte Beratung zwischen Deutschland und Zypern
Eine professionelle Begleitung durch den gesamten Prozess ist daher unerlässlich.
Fazit und nächste Schritte
Zypern bietet auch kleineren Unternehmen und Selbstständigen erhebliche Steuervorteile, die weit über die oft zitierten 12,5 Prozent Körperschaftsteuer hinausgehen.
Die Kombination aus niedrigen Steuersätzen, Non-Dom-Status und EU-Konformität macht die Mittelmeerinsel zu einer attraktiven Alternative für digital arbeitende Unternehmer, die ihre Steuerbelastung legal optimieren möchten.
Entscheidend für den Erfolg ist jedoch eine professionelle Strukturierung von Anfang an. Die Substanzanforderungen müssen erfüllt und alle steuerlichen Aspekte korrekt umgesetzt werden.
Bei Jahresgewinnen ab 50.000 Euro lohnt sich die Prüfung einer zypriotischen Struktur finanziell. Die Ersparnis kann mehrere zehntausend Euro pro Jahr betragen und steigt mit dem Unternehmenswachstum überproportional an.
Ihre nächsten Schritte
Wenn Sie eine zypriotische Struktur in Betracht ziehen, sollten Sie folgendermaßen vorgehen:
- Berechnen Sie Ihre potenzielle Steuerersparnis basierend auf den aktuellen Einkünften
- Prüfen Sie, ob Ihre Geschäftstätigkeit für eine Verlagerung nach Zypern geeignet ist
- Kontaktieren Sie spezialisierte Berater für eine individuelle Bewertung
- Planen Sie einen Informationsbesuch in Zypern, um sich vor Ort zu orientieren
Die Investition in eine professionelle Erstberatung zahlt sich durch die Vermeidung kostspieliger Fehler und optimale Strukturierung schnell aus.
Zypern ist nicht für jeden die richtige Lösung, aber für die passende Zielgruppe bietet die Insel eine der attraktivsten Steuergestaltungen innerhalb der EU.
Häufig gestellte Fragen
Ab welchem Jahresgewinn lohnt sich eine zypriotische Struktur?
Eine zypriotische Struktur wird ab einem Jahresgewinn von etwa 50.000 Euro interessant. Die zusätzlichen Kosten für Gründung und Unterhalt betragen im ersten Jahr ca. 15.000 Euro, in Folgejahren 8.000 Euro. Bei höheren Gewinnen steigt die Attraktivität überproportional.
Wie viele Tage muss ich mindestens in Zypern verbringen?
Für die steuerliche Ansässigkeit in Zypern sind mindestens 60 Tage physische Anwesenheit pro Jahr erforderlich. Zusätzlich dürfen Sie nicht mehr als 183 Tage in einem anderen Land verbringen und müssen nachweisen, dass Zypern Ihr Zentrum der Lebensinteressen ist.
Erkennt das deutsche Finanzamt zypriotische Strukturen an?
Bei korrekter Strukturierung und echter wirtschaftlicher Tätigkeit in Zypern erkennen deutsche Finanzämter die zypriotische Besteuerung vollständig an. Entscheidend sind die Erfüllung der Substanzanforderungen und die ordnungsgemäße Meldung in Deutschland.
Wie lange gilt der Non-Dom-Status?
Der Non-Dom-Status gilt für maximal 17 Steuerjahre und verlängert sich automatisch, solange die Voraussetzungen erfüllt sind. Während dieser Zeit bleiben Dividenden, Zinseinkünfte und ausländische Mieteinnahmen steuerfrei.
Welche Unternehmensform ist in Zypern am besten geeignet?
Für deutsche Unternehmer ist die zypriotische Limited (Ltd) die häufigste und praktischste Unternehmensform. Sie entspricht der deutschen GmbH, hat niedrige Gründungskosten von etwa 1.000 Euro Stammkapital und flexible Strukturierungsmöglichkeiten.
Kann ich meine deutschen Kundenbeziehungen behalten?
Ja, bestehende Kundenbeziehungen können auf die zypriotische Gesellschaft übertragen werden. Wichtig ist, dass die wesentlichen Geschäftsentscheidungen und die Kontrolle tatsächlich von Zypern aus erfolgen, um die Substanzanforderungen zu erfüllen.
Welche Kosten entstehen jährlich für eine zypriotische Struktur?
Die jährlichen Unterhaltskosten betragen etwa 6.000-10.000 Euro und umfassen Buchhaltung (2.000-4.000 Euro), Steuerberatung (1.500-3.000 Euro), behördliche Gebühren (500 Euro) sowie Büro- und Bankkosten (2.000-2.500 Euro).
Muss ich eine zypriotische Krankenversicherung abschließen?
Als steuerlich Ansässiger in Zypern haben Sie Anspruch auf das staatliche Gesundheitssystem (GeSY). Alternativ können Sie eine private Krankenversicherung wählen. EU-Bürger können sich zwischen beiden Systemen entscheiden und genießen vollständigen Versicherungsschutz.