Unternehmerfamilien stehen vor der Herausforderung, ihr Vermögen langfristig zu sichern und gleichzeitig steuerlich effizient zu strukturieren. Zypern bietet als EU-Mitgliedstaat Möglichkeiten, die sowohl rechtliche Sicherheit als auch steuerliche Vorteile kombinieren.
Die Republik Zypern hat sich seit dem EU-Beitritt 2004 zu einem bekannten Standort für internationale Vermögensstrukturen entwickelt. Mit einem Körperschaftsteuersatz von 12,5 Prozent und dem Non-Dom-Status, der für mehrere Jahre steuerliche Vorteile auf Kapitalerträge bieten kann, bietet die Insel interessante Bedingungen für deutsche Unternehmerfamilien.
Besonders interessant wird Zypern durch die Kombination aus niedrigen Steuersätzen und der Rechtssicherheit eines EU-Mitgliedstaates. Im Unterschied zu exotischen Offshore-Standorten genießen zypriotische Strukturen Anerkennung durch deutsche Finanzbehörden – vorausgesetzt, sie erfüllen die erforderlichen Substanzanforderungen.
Steuerliche Grundlagen zypriotischer Vermögensstrukturen
Das zypriotische Steuersystem basiert auf dem Territorialprinzip und bietet Unternehmerfamilien erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten. Der Körperschaftsteuersatz von 12,5 Prozent gehört zu den niedrigsten in der EU und gilt sowohl für lokale als auch für ausländische Einkünfte zypriotischer Gesellschaften.
Der Non-Dom-Status: Kernstück der Vermögensplanung
Der Non-Dom-Status ist das zentrale Element zypriotischer Steuerplanung für Privatpersonen. Personen mit zypriotischem Steuerwohnsitz, die nicht als steuerlich ansässig (domiziled) gelten, profitieren bis zu 17 Jahre von Steuerbefreiungen auf bestimmte Einkünfte wie:
- Dividendenerträge aus ausländischen Quellen
- Zinseinkünfte aus dem Ausland
- Mieteinkünfte aus ausländischen Immobilien
- Kapitalgewinne aus Wertpapierveräußerungen
Diese Regelung macht Zypern attraktiv für Unternehmerfamilien, die ihre Erträge aus internationalen Quellen beziehen. Die Besteuerung erfolgt grundsätzlich auf zypriotische Einkünfte sowie auf nach Zypern überwiesene ausländische Einkünfte.
EU-Konformität und internationale Anerkennung
Als EU-Mitgliedstaat seit 2004 und Eurozone-Teilnehmer seit 2008 unterliegt Zypern europäischen Standards für Steuerkooperation und Transparenz. Dies umfasst insbesondere:
- Automatischer Informationsaustausch nach Common Reporting Standard (CRS)
- Anwendung der EU-Richtlinien zur Verhinderung von Steuervermeidung
- Umsetzung der Anti-Tax Avoidance Directive (ATAD)
- Compliance mit OECD-Standards zu Base Erosion and Profit Shifting (BEPS)
Die regulatorische Einbindung sorgt für Rechtssicherheit und verhindert die Klassifizierung als problematische Steueroase. Deutsche Finanzbehörden erkennen ordentlich strukturierte zypriotische Gesellschaften als EU-Unternehmen an.
Doppelbesteuerungsabkommen und Quellensteuervorteile
Zypern verfügt über ein Netzwerk von mehr als 65 Doppelbesteuerungsabkommen. Für deutsche Unternehmerfamilien ist das Abkommen zwischen Deutschland und Zypern relevant, das eine Quellensteuerreduzierung auf fünf Prozent bei Dividendenausschüttungen vorsieht.
Innerhalb der EU profitieren zypriotische Holding-Strukturen von der Mutter-Tochter-Richtlinie, die Dividendenausschüttungen zwischen EU-Gesellschaften grundsätzlich von der Quellensteuer befreit, sofern eine Mindestbeteiligung von zehn Prozent besteht.
Familienstiftungen und Holding-Strukturen
Zypriotische Rechtsformen bieten Unternehmerfamilien flexible Instrumente zur Vermögensorganisation und Nachfolgeplanung. Die Wahl der optimalen Struktur hängt von den konkreten Zielen der Familie und der Art des Vermögens ab.
International Trusts nach zypriotischem Recht
Der International Trust ist ein zentrales Element der zypriotischen Vermögensplanung. Diese Rechtsform kombiniert die Flexibilität des anglo-amerikanischen Trust-Rechts mit den steuerlichen Vorteilen Zyperns. Wesentliche Merkmale sind:
- Trennung von rechtlichem und wirtschaftlichem Eigentum
- Flexible Ausschüttungsregelungen an Begünstigte
- Schutz vor Gläubigerzugriff bei ordnungsgemäßer Struktur
- Perpetuität – unbegrenzte Laufzeit ist möglich
Für deutsche Unternehmerfamilien besonders relevant: Wird ein Trust steuerlich transparent behandelt und sind alle Begünstigten Non-Dom-Status-Inhaber, können bestimmte Erträge steuerbegünstigt zufließen.
Private Company Limited by Shares (Ltd.)
Die zypriotische Ltd. ist die gängige Rechtsform für Holding-Aktivitäten. Mit einem Mindestkapital von ca. 1.000 Euro lässt sie sich relativ kostengünstig errichten. Steuerliche Besonderheiten:
- Körperschaftsteuer von 12,5 Prozent auf operative Gewinne
- Steuerbefreiung für Dividenden von Tochtergesellschaften (unter bestimmten Bedingungen)
- Keine Quellensteuer auf ausgehende Dividenden
- Veräußerungsgewinne aus Beteiligungen sind grundsätzlich steuerbegünstigt
Diese Struktur eignet sich vor allem als Zwischenholding für deutsche Familienunternehmen oder zur Verwaltung internationaler Beteiligungen.
Kombinierte Strukturen: Trust und Corporate
Viele Unternehmerfamilien nutzen hybride Strukturen, die Trusts und Gesellschaften kombinieren. Ein typisches Setup könnte so aussehen:
- International Trust als oberste Ebene mit der Familie als Begünstigte
- Zypriotische Holding-Gesellschaft als Eigentümerin der operativen Beteiligungen
- Operative Gesellschaften in verschiedenen Jurisdiktionen
- Immobilien-SPVs für internationale Immobilieninvestments
Diese Struktur maximiert Flexibilität und Steuereffizienz, erfordert jedoch professionelle Beratung zur ordnungsgemäßen Umsetzung der deutschen und internationalen Compliance-Anforderungen.
Strategien zur langfristigen Vermögenssicherung
Zypriotische Strukturen ermöglichen Ansätze zur Vermögenssicherung, die über reine Steueroptimierung hinausgehen. Erfolgreiche Strategien beziehen neben dem Schutz vor externen Risiken auch die interne Familienorganisation ein.
Asset Protection durch internationale Diversifikation
Eine wesentliche Stärke zypriotischer Vermögensstrukturen liegt im Schutz vor Gläubigerzugriff und politischen Risiken. Durch die Verlagerung von Vermögenswerten in rechtlich anerkannte Strukturen lässt sich ein Schutzwall errichten.
Praktisch geschieht dies durch die Trennung der verschiedenen Vermögensebenen:
Vermögensart | Optimale Struktur | Schutzwirkung |
---|---|---|
Operative Unternehmen | Zypriotische Holding über Trust | Schutz vor persönlicher Haftung |
Immobilienportfolio | Separate SPVs je Immobilie | Risikoisolierung zwischen Objekten |
Finanzinvestments | Trust mit Non-Dom-Begünstigten | Steueroptimierung und Gläubigerschutz |
Liquidität | Zypriotische Privatbank | EU-Einlagensicherung bis 100.000 Euro |
Diese Diversifikation reduziert das Klumpenrisiko und erschwert Vollstreckungsmaßnahmen erheblich. Gläubiger müssten in verschiedenen Jurisdiktionen gegen unterschiedliche Rechtsformen vorgehen.
Nachfolgeplanung mit zypriotischen Instrumenten
Die Unternehmensnachfolge ist für viele deutsche Mittelstandsfamilien eine Herausforderung. Zypriotische Strukturen können hier Vorteile bieten.
Der International Trust ermöglicht eine flexible Vermögensübertragung über Generationen hinweg, ohne dass eine formelle Erbfolge notwendig ist. Begünstigtenkreise und Ausschüttungsregelungen lassen sich anpassen.
Vorteile für die Nachfolgeplanung:
- Mögliche steuerliche Optimierung bei Non-Dom-Status der Erben
- Flexible Ausschüttungen entsprechend den Lebensumständen
- Schutz vor Verschwendung durch professionelle Verwaltung
- Möglichkeit der Verknüpfung mit Leistungsanreizen für Nachkommen
Ein typisches Szenario: Der Familienvater überträgt seine Unternehmensanteile zu Lebzeiten in einen zypriotischen Trust. Die erwachsenen Kinder werden schrittweise als Begünstigte aufgenommen und können in die Geschäftsführung eingebunden werden.
Internationale Expansion und Markterschließung
Zypriotische Holding-Strukturen können die internationale Expansion deutscher Familienunternehmen erleichtern. Die Lage macht Zypern zu einem Brückenkopf für Geschäfte in verschiedenen Märkten.
Steuerlich profitieren internationale Expansionen von der Mutter-Tochter-Richtlinie innerhalb der EU und von Doppelbesteuerungsabkommen. Dividendenrückflüsse aus internationalen Töchtern lassen sich über die zypriotische Holding meist steuerbegünstigt konsolidieren.
Praktische Umsetzung und Compliance
Die Implementierung zypriotischer Strukturen erfordert sorgfältige Planung und kontinuierliche Compliance. Deutsche Unternehmerfamilien müssen sowohl zypriotische als auch deutsche Anforderungen erfüllen, um die steuerlichen Vorteile zu realisieren.
Substanzanforderungen und wirtschaftliche Tätigkeit
Deutsche Finanzbehörden prüfen zypriotische Strukturen auf wirtschaftliche Substanz. Reine Briefkastengesellschaften werden nicht anerkannt und können zur Hinzurechnungsbesteuerung nach dem Außensteuergesetz führen.
Erforderliche Substanzmerkmale für zypriotische Gesellschaften:
- Lokale Geschäftsadresse mit eigenständigen Büroräumen
- Mindestens ein qualifizierter lokaler Direktor
- Regelmäßige Vorstandssitzungen in Zypern
- Lokale Buchführung und Jahresabschlüsse
- Eigenständige Geschäftsentscheidungen vor Ort
Die Kosten für substanzielle Präsenz beginnen bei etwa 15.000 Euro jährlich für eine einfache Holding-Struktur. Bei operativen Gesellschaften können die Kosten je nach Umfang steigen.
Meldepflichten und steuerliche Transparenz
Deutsche Anteilseigner zypriotischer Gesellschaften unterliegen umfangreichen Meldepflichten. Die wichtigsten Anforderungen im Überblick:
Meldepflicht | Schwellenwert | Frist | Sanktionen |
---|---|---|---|
Außensteuergesetz § 138 | Ab 1% Beteiligung | 14 Monate nach Wirtschaftsjahr | Bis zu 25.000 Euro |
Kapitalertragsteuer-Anmeldung | Alle Dividenden | Bis zum 10. des Folgemonats | 20% des Betrags |
Anlage AUS | Alle ausländischen Einkünfte | Mit der Steuererklärung | Nach Ermessen |
Anlage V für Immobilien | Alle ausländischen Immobilien | Mit der Steuererklärung | Nach Ermessen |
Zusätzlich können je nach Struktur weitere Meldepflichten entstehen, etwa für Trusts oder bei grenzüberschreitenden Umstrukturierungen. Eine professionelle steuerliche Beratung ist unerlässlich.
Bankkonten und Zahlungsverkehr
Zypriotische Banken haben ihre Due-Diligence-Prozesse in den letzten Jahren verschärft. Die Kontoeröffnung für Gesellschaften erfordert umfangreiche Dokumentation über wirtschaftlich Berechtigte und Geschäftszweck.
Typische Anforderungen für die Kontoeröffnung:
- Gesellschaftsdokumente mit apostillierter Beglaubigung
- Nachweis der wirtschaftlich Berechtigten
- Geschäftsplan und Finanzprognosen
- Referenzschreiben bestehender Bankverbindungen
- Nachweis der Herkunft der einzuzahlenden Mittel
Die Mindesteinlagen bewegen sich zwischen 25.000 und 100.000 Euro je nach Bank und Geschäftstätigkeit. Privatbanken verlangen teils höhere Mindesteinlagen, bieten dafür aber umfassende Vermögensverwaltungsdienstleistungen.
Kostenanalyse und Rentabilität
Die Wirtschaftlichkeit zypriotischer Vermögensstrukturen hängt von der Situation der Unternehmerfamilie ab. Eine detaillierte Kostenanalyse ist entscheidend für die Bewertung der Vorteilhaftigkeit.
Aufbau- und Unterhaltungskosten
Die Errichtung zypriotischer Strukturen verursacht initial höhere Kosten als vergleichbare deutsche Lösungen. Diese amortisieren sich oft durch laufende Steuerersparnisse nach zwei bis drei Jahren.
Kostenübersicht für eine Standard-Holding-Struktur:
Kostenposition | Erstjahr (Euro) | Folgejahre (Euro) | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Gesellschaftsgründung | 2.500 | – | Notarkosten und Registrierung |
Rechtsberatung Setup | 8.000 | – | Internationale Strukturierung |
Lokale Geschäftsführung | 12.000 | 12.000 | Director Services |
Buchhaltung und Compliance | 6.000 | 6.000 | Jahresabschluss und Steuererklärung |
Büroräume | 3.600 | 3.600 | Shared Office Lösung |
Bankgebühren | 1.200 | 1.200 | Kontoführung und Transaktionen |
Gesamt | 33.300 | 22.800 | Ohne deutsche Beratungskosten |
Für komplexere Strukturen mit Trusts oder operativen Gesellschaften können die Kosten deutlich höher liegen. Family Offices mit mehreren Gesellschaften und aktiver Verwaltung sollten mit 50.000 bis 100.000 Euro jährlichen Kosten kalkulieren.
Break-Even-Analyse verschiedener Vermögensgrößen
Die Rentabilitätsschwelle zypriotischer Strukturen hängt primär von der Steuerersparnis ab. Bei Dividendenerträgen aus internationalen Quellen besteht die Möglichkeit, die deutsche Kapitalertragsteuer von 26,375 Prozent zu reduzieren oder zu vermeiden. Die tatsächlichen Effekte hängen jedoch von individueller Gestaltung sowie Wohnsitz und steuerlicher Situation ab.
Beispielhafte Berechnung für verschiedene Szenarien:
- Szenario 1: 200.000 Euro jährliche Dividenden – Break-Even bei rund 85.000 Euro Steuerersparnis nach 2,7 Jahren
- Szenario 2: 500.000 Euro jährliche Dividenden – Break-Even bei rund 130.000 Euro Steuerersparnis nach 1,8 Jahren
- Szenario 3: 1.000.000 Euro jährliche Dividenden – Break-Even bei rund 265.000 Euro Steuerersparnis nach 0,9 Jahren
Diese Berechnung berücksichtigt nur die direkte Steuerersparnis auf Kapitalerträge. Weitere Vorteile durch unternehmerische Steueroptimierung oder Nachfolgeplanung können die Amortisation beschleunigen.
Zusätzliche Wertsteigerungseffekte
Neben der reinen Steuerersparnis bieten zypriotische Strukturen weitere monetäre Vorteile, die berücksichtigt werden sollten:
- Erhöhte Reinvestitionsquote durch steuerfreie Thesaurierung
- Flexiblere Finanzierungsmöglichkeiten durch internationale Bankverbindungen
- Wertsteigerung durch professionelle Vermögensverwaltung
- Reduzierte Transaktionskosten bei internationalen Investitionen
Erfahrungsgemäß können diese Zusatzeffekte die Gesamtrendite des Familienvermögens um ein bis zwei Prozentpunkte jährlich steigern. Bei größeren Vermögen summiert sich dies über die Jahre zu erheblichen Beträgen.
Risiken und regulatorische Entwicklungen
Zypriotische Vermögensstrukturen sind nicht ohne Risiken. Unternehmerfamilien sollten aktuelle Herausforderungen und potenzielle Entwicklungen in ihre Planung einbeziehen.
Regulatorische Entwicklungen in der EU
Die EU verschärft fortlaufend die Regeln zur Bekämpfung von Steuervermeidung. Für zypriotische Strukturen relevante Entwicklungen:
Die Anti-Tax Avoidance Directive (ATAD) hat bereits zu schärferen Regelungen bei der Hinzurechnungsbesteuerung geführt. Deutsche Anteilseigner müssen besonders auf die wirtschaftliche Substanz ihrer zypriotischen Gesellschaften achten.
Die Einführung einer EU-weiten Mindestbesteuerung für multinationale Unternehmen (Pillar Two der OECD) könnte die Attraktivität des zypriotischen Körperschaftsteuersatzes für größere Konzerne mindern. Kleine und mittelständische Familienunternehmen unterhalb bestimmter Umsatzschwellen sind davon derzeit nicht betroffen.
Reputation und Due Diligence
Zypern trägt weiterhin einen gewissen Reputationsrucksack aus der Vergangenheit. Skandale rund um Investoren-Programme und Verbindungen zu bestimmten Investorenkreisen sorgten zeitweise für negative Schlagzeilen.
Konkrete Auswirkungen für deutsche Unternehmerfamilien:
- Verschärfte Due-Diligence-Prüfungen bei Banken
- Erhöhte Aufmerksamkeit der Finanzbehörden bei Betriebsprüfungen
- Mögliche Reputationsrisiken bei Geschäftspartnern
- Erschwerte Finanzierungsbedingungen für zypriotische Gesellschaften
Diese Herausforderungen lassen sich durch transparente Dokumentation und proaktive Kommunikation mit allen Beteiligten weitgehend entschärfen. Entscheidend ist die lückenlose Nachweisbarkeit der wirtschaftlichen Substanz und der legalen Herkunft aller Vermögenswerte.
Politische und wirtschaftliche Risiken
Als kleine Inselökonomie ist Zypern potenziell anfällig für externe Schocks. Die Bankenkrise 2013 mit der Zwangsabgabe auf Bankguthaben wirkt nach.
Aktuelle Risikofaktoren:
- Abhängigkeit vom Tourismussektor und Immobilienmarkt
- Spannungen mit der Türkei um die Nordküste
- Energieabhängigkeit trotz neu entdeckter Gasvorkommen
- Überdurchschnittliche Verschuldung des Staatshaushalts
Diese Risiken sind durch die EU-Mitgliedschaft und die Euro-Währung jedoch teilweise gedämpft. Im Ernstfall greifen europäische Rettungsmechanismen, wie bereits 2013 geschehen.
Ausstiegsszenarien und Flexibilität
Professionell strukturierte zypriotische Vermögensarrangements sollten stets Alternativen und Ausstiegsszenarien berücksichtigen. Bei sich ändernden politischen oder persönlichen Umständen muss eine Verlagerung in andere Jurisdiktionen möglich sein.
Typische Exit-Strategien:
- Migration der Gesellschaften in andere EU-Staaten
- Liquidation mit steueroptimaler Vermögensrückführung
- Umstrukturierung in rein deutsche Strukturen
- Übertragung in Drittländer bei Wegzug der Familie
Die Kosten für Umstrukturierungen sollten bereits bei der initialen Planung berücksichtigt werden. Flexible Strukturen sind aufwendiger, bieten aber langfristig mehr Handlungsoptionen.
Alternative EU-Standorte im Vergleich
Zypern ist nicht der einzige EU-Standort für Vermögensstrukturen. Ein objektiver Vergleich mit anderen Jurisdiktionen hilft bei der Standortwahl für die Bedürfnisse der Unternehmerfamilie.
Malta: Der kompakte Konkurrent
Malta bietet ähnliche Vorteile wie Zypern, jedoch in kleinerem Rahmen. Der Körperschaftsteuersatz beträgt nominell 35 Prozent, durch ein Rückerstattungssystem kann er effektiv auf ca. 5 bis 10 Prozent sinken.
Vergleich Malta vs. Zypern:
Kriterium | Malta | Zypern |
---|---|---|
Effektive Körperschaftsteuer | 5-10% | 12,5% |
Mindestkapital | 1.165 Euro | 1.000 Euro |
Sprachen | Maltesisch, Englisch | Griechisch, Türkisch, Englisch |
Doppelbesteuerungsabkommen | Über 70 | Über 65 |
Non-Dom-Programm | Ja, mit Mindeststeuer | Ja, bis zu 17 Jahre steuerlich begünstigt |
Malta punktet durch das ausgefeiltere Rückerstattungssystem und eine Vielzahl an internationalen Verbindungen. Die Insel ist jedoch kleiner und bietet weniger Infrastruktur für größere Familienunternehmen.
Irland: Die etablierte Alternative
Irland ist europäisches Headquarter für zahlreiche internationale Unternehmen. Mit einem Körperschaftsteuersatz von 12,5 Prozent auf operative Einkünfte ist das Land mit Zypern vergleichbar.
Besonderheiten des irischen Systems:
- Sehr ausgereiftes Steuerrecht mit umfangreicher Rechtsprechung
- Starke Infrastruktur für internationale Konzerne
- Hohe Akzeptanz bei deutschen Finanzbehörden
- Keine besonderen Non-Dom-Regelungen für Privatpersonen
Irland eignet sich vor allem für operative Holding-Strukturen, weniger für die private Vermögensplanung. Die Lebenshaltungskosten sind höher als in Zypern.
Luxemburg: Der Fondsstandort
Luxemburg ist führender EU-Standort für Investment-Strukturen. Besonders für Unternehmerfamilien mit umfangreichen Finanzinvestments bietet das Großherzogtum spezialisierte Lösungen.
Vorteile Luxemburgs:
- Weltweit führende Expertise bei Investmentfonds
- Stabile politische und wirtschaftliche Verhältnisse
- Multilingual und international ausgerichtet
- Umfangreiche Banken- und Serviceinfrastruktur
Die Steuersätze sind allerdings höher als in Zypern, und es gibt keine vergleichbaren Non-Dom-Regelungen. Luxemburg eignet sich vor allem für institutionelle Strukturen.
Niederlande: Die Durchgangsstation
Die Niederlande sind häufig Zwischenholding in internationalen Strukturen. Das Land bietet ein umfangreiches Netzwerk von Doppelbesteuerungsabkommen und günstige Quellensteuerregelungen.
Typische Anwendungsfälle:
- Zwischenholding für US-Investitionen (niederländisch-amerikanisches DBA)
- Royalty- und Lizenzstrukturen
- Private Equity und Venture Capital Strukturen
- Internationale Konzernfinanzierung
Für reine Vermögensverwaltung sind die Niederlande weniger attraktiv, da keine besonderen Steuervorteile für passive Einkünfte bestehen. Die hohen Lebenshaltungskosten wirken sich auf eine persönliche Verlagerung aus.
Häufig gestellte Fragen
Muss ich nach Zypern umziehen, um von den Steuervorteilen zu profitieren?
Für den Non-Dom-Status ist ein steuerlicher Wohnsitz in Zypern erforderlich. Dies bedeutet in aller Regel mindestens 183 Tage jährliche Anwesenheit oder den Mittelpunkt der Lebensinteressen in Zypern. Für reine Unternehmensstrukturen ist kein persönlicher Umzug nötig, jedoch müssen diese wirtschaftliche Substanz in Zypern haben.
Wie hoch sind die Mindestkosten für eine zypriotische Holding-Struktur?
Die jährlichen Kosten für eine einfache Holding beginnen bei etwa 20.000 Euro. Dies umfasst lokale Geschäftsführung, Compliance, Buchhaltung und Büroräume. Hinzu kommen einmalige Gründungskosten von etwa 10.000 Euro sowie deutsche Beratungskosten für die Strukturierung.
Erkennen deutsche Finanzbehörden zypriotische Strukturen an?
Ja, bei ordnungsgemäßer Strukturierung mit wirtschaftlicher Substanz werden zypriotische Gesellschaften als reguläre EU-Unternehmen behandelt. Wichtig sind lokale Geschäftsführung, Büroräume und eigenständige Geschäftsentscheidungen in Zypern. Reine Briefkastengesellschaften werden jedoch nicht anerkannt.
Wie lange dauert die Errichtung einer zypriotischen Gesellschaft?
Die reine Gesellschaftsgründung dauert etwa zwei bis drei Wochen. Für eine vollständige operative Struktur mit Bankkonten und lokaler Infrastruktur sollten drei bis sechs Monate eingeplant werden. Die Kontoeröffnung ist oft der zeitaufwendigste Teil des Prozesses.
Kann ich meine deutsche Staatsangehörigkeit behalten?
Ja, ein Umzug nach Zypern erfordert nicht die Aufgabe der deutschen Staatsangehörigkeit. EU-Bürger können sich frei in Zypern niederlassen und dort steuerlich ansässig werden. Die zypriotische Staatsangehörigkeit ist für die Steuervorteile nicht erforderlich.
Welche Meldepflichten habe ich als deutscher Anteilseigner?
Deutsche Anteilseigner müssen ihre zypriotischen Beteiligungen dem Bundeszentralamt für Steuern melden (§ 138 AO). Zusätzlich sind Dividenden und andere Einkünfte in der deutschen Steuererklärung anzugeben. Die Meldepflicht besteht bereits ab einem Prozent Beteiligung.
Ist Zypern nach dem Brexit noch EU-konform?
Ja, Zypern ist vollwertiges EU-Mitglied seit 2004 und in der Eurozone seit 2008. Der Brexit hat daran nichts geändert. Alle EU-Richtlinien und -Verordnungen gelten unverändert, einschließlich der Mutter-Tochter-Richtlinie und der Verschmelzungsrichtlinie.
Bietet Zypern Schutz vor deutschen Gläubigern?
Ordnungsgemäß strukturierte zypriotische Trusts und Gesellschaften können Vermögenswerte vor Gläubigerzugriff schützen. Allerdings dürfen keine betrügerischen Übertragungen vorliegen. Der Schutz ist am stärksten, wenn die Struktur vor Entstehung von Verbindlichkeiten errichtet wird.